Na ja, die Nacht ist eh im Eimer und meine beiden Töchter machen die Nacht in der Disko durch, da kann ihr "alter" Vater auch eine Nacht in Karpathos Erinnerungen schwelgen, also weiter gehts:
Karpathos 1984, oder der Urlaub meines Lebens:
Wieder zuhause angekommen flattert eine Karte von Peter und Lou ins Haus. Wehmütige Grüße, Udo ist mit dem Flieger weiter nach Rhodos und dann nach Hause, Peter und Lou bleiben noch, die haben mehr Zeit, beneidenswert.
In einem Jahr kann viel passieren. Tut es dann auch: Mal wieder neu verliebt, die Karpathos Pläne verblassen etwas, ich plane mit meiner Freundin einen Urlaub am Bodensee (Karpathos verzeih mir). Dann kommt es (gottseidank?!:) ) doch anders: Im April 1984 bin ich wieder solo und mein Weg geht direkt ins Reisebüro. Diesmal soll es auf ziemlich direktem Wege nach Karpathos gehen. Flug nach Athen, eine Nacht Kreta und dann per Fähre am nächsten Tag nach Karpathos um 4 Wochen da zu bleiben, Rückflug von Karpathos über Rhodos nach Athen und dann zurück nach Deutschland. Ich wähle die Zeit Ende Juli/August, weil ich weiss, dass Peter dann Theaterferien hat. Dann die erste Entäuschung: Udo schreibt mir, dass er zwar auch nach Karpathos fährt, aber genau an dem Tag abreist, wenn ich auf Karpathos ankomme. Dann der Anruf von Peter und Lou: Sie fahren diese Jahr zwar nach Griechenland, aber nicht nach Karpathos. Sie wollen mit dem Auto auf die Peleppones. Na ja, vielleicht kommen sie ja doch noch.
Wieder mit dem Flieger von Frankfurt nach Athen. Im Flugzeug lerne ich Stefanie und Roland aus Mainz kennen, denen ich so von Karpathos vorschwärme, dass sie ihre ursprünglichen Reisepläne ändern und mir nach Karpathos folgen. Eine Nacht auf Kreta und am nächsten Tag geht die Fähre, diesmal tagsüber nach Pigadia. Endlich, endlich wieder Karpathos, mein Herz klopft bis zum Hals, ich hätte am liebsten den Boden geküsst. Zuerst geht es wieder ins vertraute Kafenion, einen griechischen Kaffee und ein Sandwich. Und natürlich ist auch Alexis Sorbas mit seinem Taxi wieder da. Er bringt uns direkt nach Kastellia. Man ist wieder daheim. Wir beziehen unsere Hütten. Es ist alles wie gehabt, Anna ist da, Jorgos grüßt uns freundlich mit "Very hot today". Und wieder gehts an unsere Traumbucht, diesmal habe ich natürlich meine Schnorchelausrüstung dabei. Habe mir letztes Jahr in Pigadia noch neue Schwimmflossen gekauft. Zu uns gesellen sich noch Rosi mit ihrer Tochter Liz aus Frankfurt, ein Paar aus Hagen, deren Namen ich vergessen habe und viele, die man schon vom vorigen Jahr kannte, aber die ich namentlich jetzt nicht mehr zuordnen kann: die nette Berlinerin, der Mitarbeiter der UNESCO mit seiner griechischen Frau und viele mehr. Diesmal soll es auch etwas mehr auf Endeckungstour gehen, also zunächst einmal zu Fuss nach Menetes. Grandioser Ausblick über die Buchten von Amopi und Lakki. Wir gehen in ein Kafenion, wo alle Plätze besetzt sind, Touristen sind hier sonst keine. Kein Problem: man winkt uns freundlich zu, rückt zusammen und bietet uns Plätze an. Hier fühlt man sich willkommen! Nach einer Woche plane ich zusammen mit Stefanie und Roland sowie Rosi und Liz eine weitere Tour nach Olympos, diesmal mit Übernachtung in Diafani. In Diafani angekommen soll es diesmal über den Fußweg nach Olympos gehen. Beindruckend der Weg über ein ausgetrocknetes Bachbett aber irgendwie kommen wir zum Schluß doch noch vom Weg ab, so dass wir den letzten Teil des Weges über die Serpentinen nehmen. Dabei "glänze" ich mit meinen griechischen "Ortskenntnissen": "Nach der nächsten Kurve sind wir da, also der nächsten, oder doch noch eine Kurve"? Wir kommen dann doch irgendwann in Olympos an und geniessen diesen grandiosen Ort. Wir gehen dann auch noch etwas weiter und kommen in eine ziemlich abgelegene Gegend, die fast schon unheimlich wirkt, besonders wenn sich die Wolken wie Nebel über den Weg senken. Ab und zu steht am Wegesrand mal ein Esel, sonst keine Menschenseele zu sehen. Ich kann jetzt heute nicht mehr genau definieren, wo wir da gewesen sind, jedenfalls machen wir uns schnell zurück nach Olympos und dann zunächst die Serpentinen zu Fuss Richtung Diafanie und nur im letzen Abschnitt wieder über den Fusspfad. In Diafanie haben wir ein Quartier bei einer netten Familie bezogen. Abends essen wir dort noch köstlich mit viel Demestica. In der Nacht kommen die Kinder der Wirtsleute wohl irrtümlich kurz in unser Zimmer, kann ja passieren. Am nächsten Morgen entschuldigen sich unsere Gastgeber vielmals für die Störung und wir werden mit einem fantastischen Frühstück mit selbstgebackenenZwieback belohnt, uns ist das fast schon peinlich, es ist ja nichts passiert. Die Familie zeigt uns auch stolz das typische Karpathos Zimmer, sehr beeindruckend. Und wieder gehts zurück nach Pigadia. Wir sind ja jetzt in Form, also wollen wir zu Fuss über die Straße zurück nach Kastellia. Schnell wird es stockdunkel, da ist es auch schwierig, wenn man über die Straße geht. Ich muntere die anderen noch auf:" Hier soll es ja auch wilde Hunde geben", was nicht unbedingt zur Motivation beiträgt. Wir erreichen schließlich, begleitet von einem unwahrscheinlich schönen warmen Wind (war das auch der Meltemi?, den Begriff kannte ich damals noch nicht) Kastellia. Am gleichen Abend ist wieder eine Fähre in Pigadia eingetroffen. Das war doch letztes genauso dachte ich mir noch, da wurde die Glasschiebetür zu Annas Taverne aufgerissen und Peter und Lou standen in der Tür. Grosse Wiedersehensfreude, ich hatte das irgendwie gehofft. Die Peleppones konnte sie doch nicht so begeistern, die Sehnsucht nach Karpathos war einfach zu groß. So sind sie tatsächlich mit Lou`s Renault 6 auf Karpathos gelandet. Das gab ein rauschendes Fest mit viel Demestica. Da Peter und Lou erst am nächsten Tag eine freie Hütte beziehen konnten, schliefen sie diese Nacht vor meiner Hütte, wobei Peter den Demestica wieder ausschnarchte
. In den nächsten Tagen ging es wieder auf Oktopusjagd, wobei wir diemal auch in Buchten Richtung Fokia auswichen und an dem Fussweg Richtung Pigadia eine einsame Bucht ganz für uns alleine hatten. Lou hatte vorgesorgt und Wasser und eine leckere Melone mitgenommen. Die Oktopusjagd war erfolgreich und zum ersten Mal bekam ich die schwierige Aufgabe mit, bis die essensfertig sind: Ausnehmen und immer wieder auf einem Stein schlagen bis der Schleim rauskommt. Die Saugnäpfe sind ziemlich hartnäckig und saugen sich immer wieder an den Händen fest. Einmal hatten wir eine besondere Begegnung: Als Peter grade einen Oktopus am Ufer im flachen Wasser ausnehmen wollte, kam
plötzlich eine Muräne und riß einen Teil des Oktopusses ab. Da wir einem doch ganz anders
Angeln war bis dahin auch nicht so mein Ding. Aber Peter hatte auch eine Angel dabei und irgendwie passte das zu Karpathos: In Ruhe die Ruhe geniessen. Ich hatte sogar Anfängerglück und holte einen Fisch aus dem Wasser, der sich aber wohl nicht zum Verzehr eignete, also zurück ins Meer. Dann kam noch meine großspurige Ankündigung: "Auf Karpathos regnet es nie". Na ja, der Himmel bezog sich, ein Gewitter bahnte sich an und Regentropfen fielen auf Kastellia. Das kostete mich eine Flasche Ouzo, aber danach gab es nur noch wolkenlosen Himmel. Da Peter und Lou mit dem Auto da warten, hatte ich das Glück sie auf einigen Touren zu begleiten, wo ich sonst wahrscheinlich nicht hingekommen wäre. Natürlich öfter nach Pigadia, mit den mühseligen Versuchen von der Post aus nach Hause zu telefonieren. Damals hatte in Pigadia ein neues Restaurant eröffnet mit dem Namen Kassos, wo wir mehrmals köstlich gegessen haben, ebenso in einem Restaurant etwas außerhalb in Richtung Aperi, wo man wohl ohne Auto kaum hingekommen wäre. Nach Aperi sind wir auch gefahren und, ich kann mich daran nicht mehr ganz genau erinnern, ich meine auch nach Othos. Jedenfalls war dieser, bisher für mich unbekannte Teil von Karpathos sehr beeindruckend. Jedenfalls nahte dann bald der Abschied, zunächst von Stefanie und Roland, für die ich in Pigadia die Flugtickets nach Rhodos abgeholt hatte, was in dem Ticket-Shop, warum auch immer, mit ziemlichen Tumulten verbunden war. Abschied von Stefanie und Roland, ich habe noch eine Woche. Peter und Lou laden mich zum Abschied noch in ein Restaurant eines Hotels in Pigadia ein. Dort essen wir köstliches Tarama als Vorspeise mit wehmütigen Blick auf die Ägäis. Peter und Lou fahren mich dann zusammen mit Liz, die auch über Rhodos nach Hause fliegen will zum Flughafen. Der sah damals ziemlich abenteuerlich aus: Ein kleines Abfertigungshäuschen und eine staubige, nicht asphaltierte Piste.Da wurde mir schon etwas mulmig. Dann der große tränenreiche Abschied. Der Pilot führt und sicher kaffeetrinkend und rauchend an unserer so geliebten Insel vorbei Richtung Norden nach Rhodos. Noch ein letzter Blick auf Karpathos, das wars für eine Ewigkeit, hätte ich das damals gewusst(:(: In Rhodos angekommen ist man schon in einer anderen Welt. Touristentrubel, man ist halt noch ganz betört von Karpathos. Wir entschließen uns, am Flughafen zu übernachten. Am nächsten Tag geht es per Flieger nach Athen. Dort habe ich noch eine Nacht und treffe in einer Hafentaverne in Piräus eine Paar aus Holland. Sicher nichts Besonderes aber : Die sind mit dem Fahrrad hier!!! Dann zurück nach Deutschland, das ist jetzt 26 Jahre her, seitdem bin nicht mehr auf Karpathos oder in Griechenland gewesen, die Sehnsucht ist geblieben. Diese Jahr war ich nah daran nach Karpathos zurückzukehren, diesmal mit meiner "kleinen" Tochter (18), aber da ich diese Jahr meinen Urlaub leider nicht genau planen konnte, ist es noch ungewiss, ob es mit Karpathos klappt, zumal es Anfang Juli wahrscheinlich aussichtlos ist noch Flug oder Quartier zu bekommen, es sei denn Last Minute, oder alternativ Ende September/Anfang Oktober, dann aber leider ohne meine Tochter. Wenn es dieses Jahr nicht klappt dann aber ganz gewiss nächstes Jahr. Auch die tollen Berichte hier im Forum haben mich bestärkt wieder nach Karpathos zu fliegen.
Nachtrag:
Peter und Lou habe ich nach Karpathos noch in Linz besucht. Lou hatte sich als Lehrerin freistellen lassen, um als freie Malerin in Linz zu arbeiten. Sie ist aber später dann nach Frankreich zurückgekehrt. Noch bis 1990 sind die beiden nach Kastellia gefahren. Danach sind wohl die Hütten von Jorgos abgerissen worden ( Walter hatte ja auch darüber berichtet) . Es bleiben die unvergesslichen Erinnerungen:
Damals auf Karpathos
für Peter und Lou, Stefanie und Roland, Rosi und Liz, Udo, Jorgos und Anna
Dirk