Wird dies ein sachlicher Reisebericht? Nein! Wird dies ein objektiver Reisebericht? Nein! Neigt der Autor zu Schwärmereien und Übertreibungen? Ja! Ist der Autor in der Euphorie der Wiedersehensfreude nach so langer Zeit vielleicht nicht kritisch genug? Ja!
Soweit als Vorwarnung.....
26 Jahre:
3 Bundeskanzler, 5 Bundespräsidenten, Iran, Irak, Afghanistan, der 11. September, Nachrüstung, Wackersdorf, Zivildienst, Lady Di, 7 Fußballweltmeisterschaften, 7 olympische Spiele. Deutschland wird Weltmeister 1990, Europameister 1996, die große Zeit des FC Bayern, die Jahre vergehen, meine Töchter werden geboren, Kindergarten, Grundschule, Schulabschluss, Ausbildung, Pubertät, die ersten Freunde trudeln ein, 5 Weltourneen der Rolling Stones, x-mal mit Bap abgerockt, Pink Floyd, Bob Dylan, Paul McCartney, Neil Young, die Hosen, den Boss, Simon and Garfunkel u.v.m. live gesehen, Fortbildungen, berufliches Weiterkommen und Rückschläge, erste Wohnung, Umzüge, Kroatien, Tunesien, Nordstrand, Surfen auf Amrum, Motorradführerschein, viele liebe Menschen sind für immer gegangen...ein Traum ist geblieben: Karpathos
...und wenn man fest daran glaubt, dann erfüllen sich Träume, auch nach noch so langer Zeit:
2010 geht es wieder nach Karpathos mit meiner Tochter Julia.
1. Tag, 6.7.2010 Hinflug:
Natürlich habe ich kaum geschlafen. Um 7.30 Uhr geht unser Flieger ab Düsseldorf. Wenn man 21 Jahre nicht mehr geflogen ist und seit 8 Jahren überhaupt nicht mehr in Urlaub war, wird auch das, was früher schon zur Routine geworden war, spannend. Meine Tochter ist vorher noch gar nicht geflogen und ich habe ja Karpathos damals auch nur mit der Fähre angesteuert und bin 1984 nach Rhodos vom kleinen Flughafen abgeflogen. Also auch für mich eine Premiere.
Dann gehts endlich los. Toller Flug, mit toller Sicht und endlich nach so vielen Jahren die Ägäis in Sicht, in den 80zigern über viele Jahre meine 2. Heimat. So oft mit den Fähren hin und her geschippert, auf Deck geschlafen und jetzt von oben der Blick auf die Inseln des Lichts. Das erste Aha-Erlebnis. Dann wirds spannend: Der Pilot kündigt den Landeanflug auf Karpathos an. Einerseits spannend wegen der Wiedersehensfreude mit "meiner " Insel nach so vielen Jahren, andererseits wegen der vielen Berichte auf eine möglicherweise turbulente Landung. Dann taucht sie auf: Karpathos, ich fasse es nicht, nach so vielen Jahren...jetzt klingelt gleich der Wecker und ich muss zur Arbeit. Aber es ist Realität. Zu meiner Überraschung fliegen wir die Insel vom Norden an, man kann alles sehen, die schroffen, kargen Berge, einzelne Wege und Strassen, Dörfer, dann der Flughafen in Sicht. Ich denke noch, warum landet der Flieger jetzt nicht, dann geht es in einer Kurve übers Meer. Toll, so kurz vorm Ziel und wir stürzen ins Meer. Na ja, ist wohl der normale Anflug, durchschnaufen, sichere Landung, meiner Tochter hats Spass gemacht, ich bin wohl etwas blass.
Versuche mich zu erinnern, wie der Flughafen 1984 ausgesehen hat, aber es gelingt nicht. Alles ganz anders, grösser und moderner. Damals war das ja eher eine etwas größere Bushaltestelle mit Staubpiste. Werden sogar von einem Bus abgeholt. Die Koffer sind schnell gegriffen, der Bus schnell gefunden. Jetzt klebe ich an der Scheibe, jeder Meter wird aufgesaugt, meine Tochter macht die ersten von rd. 400 Fotos, die wir von der Insel machen werden. Dann kommt die Abzweigung nach Arkasa (ich bleibe mal bei der Schreibweise mit einem "s", wissen wohl nur die griechischen Götter, was jetzt richtig ist). Es geht die Serpentinen runter und dann der erste Blick auf das Dorf, dass uns schon bald in seinem Bann ziehen wird: Arkasa, der Agios Nikolaos Strand ist zu sehen, grandioser Ausblick. Der Bus fährt bis zum Montemar vor. Captain Mike begrüßt uns freundlich:" oh, you are early". Gleich mal Grüße von Steffi und Frank bestellt. Der Captain zeigt in die Reception, wo ein Hinweis auf einem Buchtipp ausgehängt ist, von einem Frank K., kommt mir irgendwie bekannt vor
Mike bringt uns in unser Zimmer Nr. 2 und übernimmt natürlich das Gepäck meiner Tochter persönlich. Wunderbares Studio mit Terasse. Der Blick durch unser Fenster durch eine Palme direkt aufs Meer. Das Monetemar ist genauso wie ich es mir vorgestellt habe, eingebettet in einem wunderschönen Blumen und Palmengarten.
Der erste Weg geht natürlich ans Meer. Meer ist Magie für mich, besonders die Ägäis. Wir kommen zum ersten mal am "Royal Beach Ressort" vorbei. Keine Ahnung, was man sich dabei gedacht hat. Passt nicht zu Arkasa, haben mir auch viele andere während unseres Urlaubs bestätigt. Auf dem Gelände ist ein Hund an seiner Hundehütte angeleint, diese arme, treue Seele wird von meiner Tochter noch einige Streicheleinheiten bekommen.
Aber jetzt zu den schönen Sachen: Der Agios Nikolaos Strand, wunderschöner Sandstrand eingebetet von Felsen und fast immer eine tolle Brandung. Da stürzen wir uns rein, ich hab versprochen, das Meer zu grüßen, das mache ich als erstes. Eine Neuigkeit gibt es für mich in Griechenland: Sonnenschirme und Liegen, das kannte ich von damals so gut wie gar nicht (Ausnahme: Amopi). Halte das aber durchaus für eine gute Errungenschaft, es gibt ja nur wenige Buchten, wo man sich vor der prallen Sonne (z.B. unter Felsen) schützen kann. Ausserdem kann man unter dem Sonnenschirm herrlich relaxen und lesen. Aber wo bezahlt man die Gebühr? Alles ganz einfach, man wartet, bis irgendjemand kommt und bezahlt dann 5 € (an anderen Stränden auch 6€). Direkt am Strand gibt es eine Taverne, die geschlossen ist. Gehen dann zum ersten Mal zur anderen Seite zum Glaros, um uns schon mal zu orientieren. Da wußten wir noch nicht, dass das mal unsere Stammtaverne werden wird.
Weiter geht unsere Erkundung: Zuerst zu Nikos zum Mini Markt neben den Summer-Breeze-Studios, um einige Sachen fürs Frühstück zu holen. Brauche ja hier sicher nicht erwähnen, dass wir überall wie alte Freunde empfangen werden, so kenne ich die griechische Gastfreundschaft. Meine Tochter ist davon merklich beeinduckt.
Dann nach Arkasa: In dieses Dorf muss man sich wohl gleich verlieben, oder man muss es lassen. Weißgekalkte Häuser, manchmal farbig getüncht, fast überall blühende Blumen vor den Häusern, enge Gassen und egal wo man hergeht, immer ein freundliches jassas oder kalispera. Als Neulinge nehmen wir nicht den direkten Weg, sondern gehen erst die Strasse, die dann später nach Finiki führt und kommen so zur anderen Dorfhälfte. Auf dem Rückweg dann die Stema Bar endeckt (dazu dann in den weiteren Berichten einiges mehr
)
Da wir einen langen Tag hatten und hungrig sind, gehen wir schon so gegen 18.00 Uhr ins Glaros. Hanna (kommt aus der Slowakei und hat einen griechischen Freund, wird praktisch neben Sophia, der Chefin und Seele des Glaros, zu unserer "Stammbedienung"; dazu aber auch später einiges mehr) begrüßt uns schon freudig.
Aus meiner früheren Griechenlandzeit wußte ich, dass die Portionen immer ziemlich klein waren. Deshalb langen wir kräftig zu: Zuerst Tsatsiki, giechischer Salat, meine Tochter nimmt einen Thunfischsalat, als Hauptspeise nehme ich Souvlaki, meine Tochter Spaghetti mit Shrimps und Muscheln. Wie gesagt: F r ü h e r waren die Portionen ziemlich klein. Jetzt waren wir eigentlich schon nach der Vorspeise voll und dann gabs im Anschluss noch Melone und Raki. Und es schmeckte alles köstlich. Und allein die Lage des Glaros, direkt mit Blick auf die Bucht, ist schon Eintritt wert. Dazu griechische Musik, keine "Hände zum Himmel" oder andere Katastrophen, auch hier hat sich Karpathos gottseidank nicht angepasst.
Unser erster Abend neigt sich dem Ende zu. Nochmal runter zum Strand, die Bucht liegt im Abendrot, die Wellen rauschen durch die beginnende Nacht, die kleine Schwester Kassos da draussen schläft schon, noch einmal mit den Füßen durchs Meer, endlich wieder zuhause......
Fortsetzung folgt