Habt Ihr Lust weiter von mir zu hören? Ich habe jedenfalls Lust weiter zu schreiben.
01. Oktober Heute ist wenig Wind, wenige Wolken und völlig klar. In Fry und Agia Marina auf Kassos können wir sogar die einzelnen Häuser sehen. Das muss ein Strandtag werden. Wir besuchen den Agios Georgou. Er hat nicht immer Sand. Manchmal reicht ein Sturm und es gibt nur noch grobe Kiesel und Steine. Aber jetzt ist er so, wie wir ihn lieben. Hier gibt es selten andere Touristen und nur in der Mittagszeit kommen ältere Griechen zum schwimmen. Es sind immer die gleichen. Wir kennen uns. Das war aber einmal ganz anders. Sicher erinnert Ihr Euch an die Zeit, als Kostas hier seine Taverne "Under the Trees" hatte. Es gab eine richtige Fangemeinde, die seine Liegen unter den Bäumen nutzte und Mittags seinen riesigen Salat aus dem eigenen Garten verspeiste, dazu kleine Souflaki und was seine Küche sonst noch zu bieten hatte. Wie wärs mit Zucchini Sticks? Kostas brachte alles geschwind im Laufschritt treppauf und treppab. Nach einer kühlen Retsina ging es wieder auf die Liegen und zwischendurch immer wieder im Meer baden. Jahr für Jahr trafen sich hier die gleichen Leute. Geschichte! Im Laufe des Tages ziehen immer mehr Wolken auf aus denen es auch ein wenig tröpfelt. Aber die Sicht ist auch am späten Nachmittag noch so klar, dass man sogar die Bergkette von Kreta sieht. Heute Abend bekommen alle Stammgäste der Taverne den gefangenen Tunfisch plaki, den Dimitrios gefangen hat. Er liegt auf einem Bett aus Tomaten, Zwiebeln, Kartoffeln und Knoblauch. Eine große Köstlichkeit.
2. Oktober Morgens ist es jetzt kühler. Wir können nicht mehr im ärmellosen Shirt unseren Kaffee trinken, aber es ist schön: Strandwetter! Vorher müssen wir aber in Arkassa für unser Frühstück einkaufen. Auf dem Rückweg treffen wir einen gebeugten alten kleinen Mann mit einer Umhängetasche. Wir grüßen ihn freundlich. Er nimmt dies gleich zum Anlass, um mit uns zu reden. Da er lange in den USA gelebt hat, spricht er recht gut englisch. Er erzählt, dass er nach Finiki läuft, weil er zum Fischen rausfahren will. Seine Frau schimpft ihn immer aus, weil er doch schon so alt ist. Er ist 82 Jahre hat schon 3 Bypässe und die Beine wollen auch nicht mehr so richtig. Deshalb muss er zwischendurch immer anhalten und sich auf das Mäuerchen an der Straße setzen. In Finiki ist er geboren und mit 11 Geschwistern in einem der kleinen Häuschen aufgewachsen. Als es die Straße noch nicht gab, sind sie immer auf einem schmalen Fußweg über die Felsen nach Arkasa gelaufen, barfuss. Und an den Hängen waren die Felder bebaut. Er erzählt und erzählt, immer wieder legt er ein Päuschen ein und wir müssen mit ihm warten. Es ist sehr witzig, aber auch sehr schön. Am Abend erzählt Georgios uns, dass es Thanassis ist. Bei fast Windstille ist es Nachmittags auf unserer Terrasse in der Sonne zu heiß. Wir bitten Takis uns einen Sonnenschirm zu bringen, aber leider nützt er uns dann bei der tief stehenden Sonne gar nichts, weil man ihn nicht kippen kann. So klappen wir ihn zu und nutzen das bißchen Schatten, das er zugeklappt bietet. Abends müssen wir wieder hinter Plastikfenstern sitzen. Der Wind hat wieder zugenommen, bläst kräftig und ist auch deutlich kühler. Dimitrios sagt, es gibt Sturm. Alle Boote bleiben heute im Hafen. 03. Oktober In der Tat, der Wind hat kräftig zu genommen und kommt aus West. Das Meer hat viele weiße Schaumkronen und sieht toll aus. Heute wollen wir den Agios Nikolaos in Arkasa besuchen. Dazu führt uns unser Weg aber erst in Richtung Kato Gyri. Oben bei der kleinen Kirche laufen wir abwärts durch die schmalen Gassen von Arkasa. Es gibt hier sehr hübsche Häuschen mit bepflanzten Terassen. Im Ort ist Gottesdienst und die Glocken geben ein kleines Konzert. Vorbei geht es etwas später am neuen Beach Ressort. Es liegt öde und verlassen da. Trockene Bälle von den Büschen wehen über die öde Fläche. Es wirkt wie eine verlassene Stadt in der Wüste. Was haben sie da nur gemacht? Am Strand halten wir es dann aber nicht lange aus, da der Wind inzwischen so stark ist, dass die Sandkörner das Fliegen lernen. Wie gut, dass es das Glaros gibt mit Sophia und Mike. Abends ist der Wind dann sehr stark und auch kalt. Dimitrios bringt uns einen Granatapfel, den er in Arkasa geklaut hat. Ein verschmitztes Lachen macht sich auf seinem Gesicht breit. Außerdem bringt er uns auch noch Feigen. Ab diesem Abend gibt es jeden Abend Feigen und Granatäpfel. Die beiden letzten nehmen wir noch mit nach Hause. So viele Granatäpfel "Rodia" haben wir noch nie gegessen. 4. Oktober Der Wind hat etwas nach gelassen, wir wissen nicht so recht, was wir heute tun wollen. Heute morgen ist es deutlich kühler, aber der Himmel ist wolkenlos. Also gehen wir zum Agios Nikolaos. Heute ist es in Ordnung, es gibt nur noch ein paar kräftige Böen. Wir lesen und lassen so richtig die Seele baumeln. Mittags gibt es im Glaros etwas zu essen und dann kehren wir zu den Liegen zurück. Abends wird der Fisch schon knapp, aber auch heute fahren die Boote nicht raus. Das Meer ist sehr rauh. 5. Oktober Es weht immer noch ganz schön heftig. Heute wollen wir Kostas in seinem neuen "Under the Trees" besuchen. Auf dem Weg schauen wir nach blühender Erika. Aber in diesem Jahr können wir keine entdecken. Auf der Straße begegnen uns nur wenige Autos. Der Wind weht uns mit 6 - 7 Beaufort entgegen. Nach 1 1/2 Stunden haben wir unser Ziel erreicht. Kostas freut sich, uns zu sehen. Sein neuer Platz wird immer schöner. Er hat viel getan und die gepflanzten Tamarisken sind schon ordentlich gewachsen. Und was gibt es nun zum Essen, natürlich Zuchinisticks, aber auch Kalamari und Fava. Am Abend ist es so frisch, dass ich das erste Mal das dicke langärmelige Hemd über mein Shirt ziehe. Allerding noch mit hochgekrempelten Ärmeln. 6. Oktober Wie gehabt, der Wind ist immer noch heftig und es gibt recht viele Wolken. Der Wetterbericht hat aber gesagt, dass er nachlassen soll. Dafür soll er sich aber übermorgen sogar auf 8 Beaufort aufplustern. Die Temperaturen sollen fallen 20 bis 22 Grad. Im Norden von Griechenland ist der erste Schnee angesagt und der Regen geht wieder bis runter nach Kreta. Aber es reicht heute wieder für den Agios Nikolaos. 7. Oktober Als wir aufstehen ist es ganz bewölkt. Den Kaffee nehmen wir zusammen mit ein paar Regentropfen. Der Wind hat deutlich nachgelassen. Heute wollen wir Ratwolf besuchen. Er ist zu Hause und wir führen ein sehr nettes Gespräch und erhalten viele Informationen über das Leben auf Karpathos. Sie sind für unseren Plan in 2 Jahren auf Karpathos zu leben sehr nützlich. Dafür und für seine Gastfreunschaft möchten wir Ratwolf auch noch einmal an dieser Stelle danke schön sagen. Heute Mittag gibt es Fisch in Nikos Taverne. Ein Händler kommt mit Teppichen. Es wird richtig spannend. Fotini und Sokratis lassen sich einen Teppich nach dem anderen ausrollen. Zum Schluss ist der ganze Wagen ausgepackt. Auch Irini springt aus ihrer Küche immer wieder dazu. Einige kommen in Frage. Fotini fragt auch uns nach unserer Meinung. So stehen wir dann auch beratend in der Gruppe. Irini hat sich für einen blauen mit Persermuster entschieden und die beiden nehmen 2 Teppiche in beige und blau. Dann wird gehandelt. Es geht richtig lautstark zu. Sokratis will nur 100 Euro zahlen und der Händler will 150 haben. Nach einigem hin und her liegt die Einigung bei 130 Euro für 3 Teppiche. Ein beindruckendes Erlebnis und alle haben ihren Spass dabei. Am Nachmittag können wir unseren Sonnenschirm dann doch noch gut nutzen, denn es regnet. Nicht sehr viel, aber alles ist nass. Heute ist Georgios wieder rausgefahren, dann gibt es endlich wieder richtig frischen Fisch und der Wetterbericht bestätigt den Sturm mit 8 Beaufort.
Genug für heute. Ob der Sturm mit 8 Beaufort kommt, erzähle ich das nächste Mal. Grüße von uns
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