Liebe Leser, hier hat der erste richtige Herbststurm nun endgültig alle Blätter von den Bäumen gehauen. Der Winter wird kommen. Also weiter mit dem 09. Oktober. Der Sturm von gestern hat sich nicht gelegt. Kräftig bläst er aus Nordwest. Der Morgen ist so frisch, dass wir wirklich warm angezogen sind. Wie eine Zwiebel, eine Haut über die Nächste. Wir warten beim Kaffee auf die Sonne. Gott sei Dank sitzen wir gut im Windschatten. An Strand ist nicht zu denken. Bis jetzt haben wir noch wenig gelesen, da bietet so ein Tag sich an und in der Sonne ist es dann auch schön warm. Mittags gehen wir zu Fotini und nehmen unsere Wanderkarte mit. Gestern auf der Heimfahrt war sie sehr interessiert an unseren Wanderungen und hat sich den Weg erklären lassen, den wir nach Pigadia genommen haben. Kurz hinter Menetes bei der kleinen Kirche zeigen wir ihr die Hinweisschilder der KA Wanderwege. Sie hat sie nie wahrgenommen, obwohl sie fast jeden Tag mit dem Auto hier lang fährt. Auf der Karte zeigen wir ihr dann die Wege. Sie erinnert sich an ihre Schulzeit, da sind sie häufiger von Aperi auf schmalen Wegen nach Othos gelaufen. Sokratis ist auch am Wandern interessiert. Sie wollen gemeinsam einige der Wege gehen. Dies hört man hier doch eher selten. Am Nachmittag hat der Sturm endlich etwas nachgelassen, aber er hat wirklich kühle Luft mitgebracht und auch in der Abendsonne ist es nur mit mehr Kleidung auszuhalten. Ich habe das erste Mal eine lange Hose an. Um 8 Uhr haben wir unsere Verabredung mit den beiden Karpathioten. Wir sind schon sehr neugierig, was uns der Abend bringen wird. Da es so kalt ist, gehen wir schon frühzeitig in die Taverne, dort ist es wärmer und man kann mit einem Glas Wein gut warten. Georgios sagt, er weiß jetzt auf wen wir warten, es ist der Doktor für die Tiere. Eine Frau aus Finiki will morgen mit ihrem Hund in die Heimat fliegen, um ihre Familie zu besuchen und hat vergessen, den Hund impfen zu lassen und der Doktor hat gesagt, er macht es, wenn er zum Essen in die Taverne kommt. Um 8 betritt Karpathiote die Taverne. Wir erkennen ihn von Bildern aus dem Forum. Er begrüßt uns und kümmert sich dann erst um den Hund. Die Karpathiotin folgt ihm etwas später nach. Sie schimpfen ein bißchen, aber beide sagen, sie können einfach nicht nein sagen. So erfahren wir, dass sich beide um den Tierschutz auf Karpathos kümmern. Sie erzählen, dass sie damit sehr viel zu tun haben. Vor allen Dingen bringen immer wieder auch Touristen kranke Tiere zu ihnen. Als überall die Angst vor der Vogelgrippe herrschte, wurden auf Karpathos alle Enten getötet. Eine hat es einigermaßen überlebt und wurde zu ihnen gebracht. Nun geht es ihr wieder gut, aber sie werden sie nicht mehr los. Ein Hund, den sie aufgenommen haben, hat sie leider auch nicht vertrieben. Wir stellen fest, dass wir zusammen das erste Mal im Mai 1999 auf Karpathos waren. Sie haben sich da schon entschieden hier zu leben und haben dies auch im Herbst schon umgesetzt. So schnell haben wir es nicht gekonnt. Sie haben bei einem Kellner in Pigadia nach einem Haus mit großem Garten gefragt. Er hatte eins! Im Winter ist er Makler. So ist für die beiden alles ganz schnell gegangen. Der Umzug war schon eine tolle Geschichte, mit viel Aufregung verbunden. Na wer weiß, wie es uns ergeht im Jahr 2012. Wir erhalten viele wertvolle Tipps von den Beiden. Zum Beispiel ist eine Steuernummer sehr wichtig. Man braucht sie sogar, wenn man ein größeres Elektrogerät kaufen will und natürlich beim Kauf eines Autos. Karpathiote empfiehlt ein Auto hier zu kaufen und nicht in Deutschland, damit man ein griechisches Kennzeichen hat. Mit einem deutschen Kennzeichen darf man nur ein halbes Jahr fahren. Es wird zwar selten kontrolliert, aber manchmal reicht es aus, wenn der Bürgermeister wechselt. Auch die Information über das griechische Gesundheitssystem ist eine wichtige. Für die ärztliche Versorgung muss man nicht bezahlen, aber für vieles muss man selber sorgen. Es gibt keine Versorgung durch Krankenschwestern oder Essen, auch Decken und Kissen muss man selber mitbringen. Da sind die Familien gefordert. Es gibt noch vieles mehr und die Karpathiotin kann druckreif erzählen. Im Nu ist die Zeit fortgeschritten und die Taverne längst leer. Sogar Georgia hat uns schon Kalinichta gewünscht. Mit Georgios verschließen wir die Taverne. Die beiden müssen noch nach Pigadia, um einen Stempel für den Impfpass zu holen, damit der kleine Hund morgen ausreisen kann. Es war ein spannender Abend und wir sitzen noch eine ganze Weile auf unserer Terrasse und reden über diesen Abend und diese beiden netten Karpathioten. Wir werden uns sicher im nächsten Jahr wieder treffen.
Jetzt muss ich mich um unsere Küche kümmern, da ich Fasolakia gekocht habe und noch etwas Arbeit auf mich wartet. Bis demnächst, ein bißchen kommt ja noch.
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