1. Nur ein Tag ...
Vom Balkon des Montemar geht der Blick auf den Paleokastro, rechts liegt Finiki, dazwischen tiefblaues Meer bis zum Horizont. Diesen Blick geniessen wir jeden Morgen, man kann nicht genug davon bekommen.
Letzte Woche haben wir den Paleokastro noch "bezwungen", zwar nicht der Kali Limni, aber immerhin. Atemberaubend der Ausblick von oben: Arkassa, Finiki, das Glaros und Montemar und der Agios Nikolaos Strand mal aus einer anderen Perspektive. Vor hier sieht man auch, wieviel Platz am Strand eigentlich zur Verfügung stehen würde, wenn nicht die All-Inclusive-Liegen, die fast immer nur zu einem kleinen Teil besetzt sind, die anderen Strandliegen so eng zusammendrängen würden. Der Felsen ist viel weitläufiger als er von unten aussieht. Teilweise stürzt er ganz steil ins Meer, Mauerreste der alten Festung sind noch überall zu finden.
Vor dem Frühstück geht es wie immer zu Nikos in den Minimarkt, Brötchen holen, ein kurzes Gespräch. Wie oft hat er uns in den letzten Tagen eine Kleinigkeit als Geschenk mitgegeben. Man fühlt sich wieder zuhause.
Ja, wir sind wieder hier. Vor 2 1/2 Wochen sind wir auf unserer geliebten Insel gelandet. 1 Jahr warten und auch ein bischen bangen: Griechenlandkrise, Fluglotsenstreik im letzten Moment verhindert bzw. vorerst verschoben. Ist ja dann doch noch alles gutgegangen. Meine Tochter ist auch wieder dabei. Ich sage ja: Einmal von Karpathos infiziert und man kommt immer wieder. Diesmal sind auch liebe Freunde aus Deutschland hier, mit denen wir 2 tolle gemeinsame Wochen verbringen: Grosse Runde abends im Glaros oder im Dolphin, Besuch von Manolis in Messochori, viele Stunden an den traumhaften Buchten und lange Abende in der Stema Bar. Diesmal gehen wir nicht so oft (mal abgesehen von dem Ausflug nach Saria) auf Entdeckungsreise wie im letzten Jahr, geniessen dafür die uns vertrauten Orte und Plätze intensiver.
Da gibt es aber für die nächsten Jahre dann noch genügend Luft nach oben, die Insel weiter zu "erobern", insbesondere der Norden muss noch genauer erforscht und vielleicht mal erwandert werden.
Da werden dann wohl auch Pläne, Karpathos mal mit einer anderen Insel (z.B. Anafi) zu kombinieren vorerst nach hinten geschoben.
Zurück zum Montemar: Nach 2 Wochen Schaftskäse und Oliven zum Frühstück bin ich jetzt auf Brötchen mit Marmelade und Gauda umgestiegen. Ein Kaffe noch, dann gehts es los: Zum Muschelstrand am Flughafen, Psoraris, wie er in dem sehr schönen Bildband "Wundervolles Blau" von Christos Stefanakis bezeichnet wird.
Karpathos ist voll im August. An manchen Stränden ist sicher die Grenze der Kapazität erreicht, die man der Insel noch zumuten kann. Vor einigen Tagen waren an den Amopi/Lakki Stränden überhaupt keine Liegen mehr frei.
Aber auch in der Hauptsaison gibt es sie noch: Die letzten Oasen, die Zufluchtsorte, die einsamen Strände, so wie ich sie in den 80ziger Jahren kennengelernt habe. Keine Liegen und Sonnenschirme, nur ein paar Leute am Strand, manchmal ist man ganz allein.
So etwas findet man noch am Psoraris Strand, wer will badet hüllenlos. Das stört hier nicht.
Heute sind doch tatsächlich schon 6 Leute hier
, wir halten uns etwas weiter links, diesmal ohne Schnorchelausrüstung, die Sonne, den Wind, mit einem Buch das leichte Rauschen des Meeres geniessen.
Die Unterwasserwelt haben wir in den letzten Wochen hier auch schon erkundet und da gibt es, insbesondere bei den Felsen einiges zu sehen.
Wer sich traut, kann auch in eine schmale Spalte zwischen den Felsen reinschnorcheln. Ganz getraut habe ich mich nicht, es wird da ziemlich eng und dunkel. Und da es hier (Frank berichtete bereits), auch Muränen gibt, weiss ich nicht, wie so eine Begegnung im Dunkeln und in der Enge ausgehen würde. (Diese Gedanken sind mir erst jetzt zuhause so durch den Kopf gegangen
).
Heute soll es am späten Nachmittag noch nach Pigadia gehen. Ich habe mir dort eine Kette mit Karpathos Motiv ausgeguckt, damit ich ein Stück Karpathos auch zuhause bei mir tragen kann.
Noch ist Pigadia schläfrig, die "Anmacher" der Cafes Richtung Bank zeigen sich noch zurückhaltend. Später am Abend wird man nicht nur hier, sondern auch in einigen Tavernen heftig bedrängt. Das ist leider keine schöne Entwicklung und auch der Grund dafür, dass wir auf ein Essen abends in Pigadia verzichtet haben. Das mag hier nicht überall so sein, aber es nervt schon gewaltig. Das ist leider nicht mehr das Pigadia, das ich von früher kenne.
Aber wie gesagt, jetzt ist es noch ruhig. Wann öffnet der Laden? Eigentlich um 18.00 Uhr, aber es ist noch geschlossen. Vielleicht in einer halben Stunde. Siga, siga, dann erstmal zu unserem Stammcafenion weiter unten. Da kennt man uns schon. Diesmal Frappe (abwechselnd zu meinem geliebten griechischen Kaffee) und einen Milchshake für meine Tochter.
Im Hafen liegt die grosse Autofähre, die legt wohl gleich ab, ich nehme an in Richtung Piräus?
Zweiter Versuch: 18.30, noch nicht offen, wahrscheinlich um 19.00 Uhr denken wir, geöffnet wird aber dann 18.45 Uhr
.
Einkauf erfolgreich, trage jetzt Karpathos um meinen Hals, ein Paar Schuhe noch für meine Tochter, dann geht es wieder zurück nach Arkassa. Die Tankstelle, die auf unserem Weg liegt, ist mal wieder geschlossen. dann müssen wir in den nächsten Tagen wohl zu dem Tankwart mit der Zigarre
ausweichen.
Im Montemar noch Smalltalk mit Captain Mike und seiner Tochter Soji und ein Kalispera an die 99jährige!!!! Großmutter.
Meine Tochter füttert noch die Ziegenbabies vom Montemar nebst Mutter..auch die Katzen kommen später nicht zu kurz..
Eine schräge Gasse, Häuser weißgekalkt, blaue Türen und Fensterläden, Blumenkübel, aus dem Innenraum dringt schwermütige griechische Musik nach draussen, auf dem Flachbildschirm flimmert ein Basketballspiel, eine Katzenfamilie hofft auf Beute, Sternenhimmel, ein warmer Wind weht träge durch die Gasse..sind mal wieder im To Steki (der Topfgucker).
Vorspeisenteller mit Tsatsiki, Krabbensalat und Tirosalata, Stifado und Hühnchen mit Reis als Hauptspeise, eine zuckersüße Wassermelone danach. Wie immer köstlich und soooo reichlich. Und die Atmosphäre hier ist sowieso einmalig.
Nur ein Tag, aber er soll noch nicht zu Ende gehen. Manolis und Kaja begrüssen uns herzlich wie immer in der Stema Bar. Der nächste Ouzo ist für unsere Freunde. Sie sind am Dienstag geflogen. Wir denken an Euch. War doch erst letzte Woche als wir hier weit nach Mitternacht saßen und dieses Gitarrenintro erklang: Santana?, nein eine unplugged Version von Hotel California von den Eagles.
Wieder so ein deja vu: Jimi Hendrix, die Stones, Neil Young und Pink Floyd vor über 30 Jahren in einem Hippie-Cafe von Matala, Südkreta. Auch das gehört zu meinem Griechenland, damals hat die Leidenschaft begonnen.
Ich sehe noch 3 langhaarige Rucksacktouristen, die damals von ihrer Schlafstelle den Kommos Strand, Südkreta, zum nächsten Dorf trampen wollten. Ausgerechnet ein Cabriofahrer aus München nimmt uns dann über die holprige, mit Schlaglöchern durchsetzte Schotterpiste mit zum nächsten Dorf. Aus dem Cassettenrecorder im Auto erklingt lautstark: Hotel California....
Manolis schmeisst eine Runde Metaxa, sogar meine Tochter trinkt heute Mythos. Alles klar? fragt Michalis vom Little Paradise. Sein Barbeque letzte Woche war auch eines von vielen Highlights dieses Jahr. Der Soundtrack der Stema Bar erklingt: "Yassas" von Achtung Liebe. Drei sehr nette und liebe Mitbewohner aus dem Montemar, einer davon auch Forumsmitglied, kommen vorbei. Die kennen die Insel schon eine Ewigkeit. Viele Grüße noch mal an dieser Stelle. Am letzten Tag haben wir uns ja leider nicht mehr gesehen.
Nur ein Tag, zum Abschluss geht es noch mal auf unseren Balkon. Der Paleokastro strahlt noch etwas im Licht des Glaros, die Lichter von Finiki leuchten über das dunkle Meer, weit draussen blinken 2 Schiffe.
Ein Mythos noch, eine Zigarette, den warmen Wind geniessen, dem Meer noch mal lauschen, dieser Tag soll nie zu Ende gehen.
Auch bei kritischer Betrachtung von einigen Entwicklungen auf unserer Insel: Ich komme wieder, solange es diese Tage gibt mit den magischen Karpathos Momenten.....
Davon hier gelegentlich bald mehr
Dirk