Tag 3 - Früher Höhepunkt
Orte: Diafani, Saria (Ta Palatia Beach mit Agia Sofia, Argos sowie Agios Zacharias, Alimounta Beach), Olymbos
Bereits der dritte Tag unseres Karpathos-Aufenthaltes war dermaßen
vollgepackt mit unglaublichen Erfahrungen und Eindrücken, dass er zu
einem der schönsten der gesamten Reise wurde.
Das hatte mit mehreren Faktoren zu tun.
Doch der Reihe nach.
Wie erwähnt hatten wir am ersten Abend, beim schlechtesten Essen
in Diafani, Sabine und Ralf aus Karlsruhe kennengelernt, die auch in Diafani
residierten.
Sie hatten uns von Nikos und seinem Boot erzählt und sich schon für den Donnerstag
den 30. Juni 2 Plätze fest gesichert. Ich rief also am frühen Mittwochabend bei Nikos an und er rief spät zurück.
Wir sagten zu und er teilte uns mit, dass wir um 10 Uhr von Hafen Diafani aus mit Ziel Saria ablegen würden.
Für 25 Euro pro Person inklusive BBQ oder Mittagsmahlzeit!
Franz hatte uns ja im Forum hier bereits den Tipp gegeben und auch im RF wird Nikos, sein Boot und seine Geschichte
ja ausführlich gewürdigt. Super Empfehlung, die wir nicht bereuten.
Nikos ist einer der besonderen Einheimischen, die wir treffen durften und das Schönste war die Tatsache,
dass wir nur zu sechst auf Nikos' Boot waren.
Da waren Sabine und Ralf, zudem ein italienisches Paar, das wirklich kein einziges(!!!) Wort Griechisch oder Englisch sprechen konnte
(oder wollte - leider kein Einzelfall, dazu an späteren Tagen mehr) und wir beide.
Wir kamen um ca. 9:45 Uhr in Diafani an, buchten uns in Nikos' Büro auf sein Boot ein und beschlossen, uns noch ein Frühstück zu genehmigen,
da Seeluft ja bekanntlich hungrig macht.
Im "Para thin Alos" direkt an der Uferpromenade aßen wir Joghurt mit Früchten und getoastetes Sandwich.
Nikos sah, dass wir uns aufgrund der fortschreitenden Zeit beeilten, das Frühstück hinunterzuschlingen und beruhigte uns mit einem "siga, siga".
Auch wenn wir 10 Minuten später ablegen würden - unser Ziel wäre trotzdem noch da, denn es könne ja schließlich nicht weglaufen, erklärte er uns mit einem Grinsen.
Südländische Mentalität eben.
Leicht verspätet machten wir uns auf den Weg nach Saria.
Die Bootsfahrt alleine war schon ein Erlebnis.
Karpathos vom Meer her zu betrachten, sich neben den steilen, schroffen, wilden, hoch aufragenden Klippen
winzig und unbedeutend zu fühlen, während man das tiefblaue Meer um sich hat und der Blick am weitläufigen Horizont vergeblich nach Halt sucht,
war einmalig und wunderschön.
Zuerst fuhren wir in eine Höhle (mit dem Boot!) und erreichten wenig später die schmalste Stelle zwischen Karpathos und Saria.
Nikos nahm sich Zeit und erklärte ausführlich die Geschichte Sarias, Stenos' und Karpathos'.
Schließlich erreichten wir unser erstes Ziel: den Strand von Palatia.
Nikos teilte uns mit, dass gegen 14 Uhr gegessen werde und man bis dahin Zeit hätte, das zu tun wonach einem wäre.
Die Piratenbehausungen nördlich der Bucht erkunden, durch eine Schlucht in westlicher Richtung zum verlassenen Ort Argos aufsteigen und von dort
zur Kapelle des heiligen Zacharias hinüber wandern oder den Schafhirten beim Scheren der Schafe, beim Melken der Ziegen sowie
die unten gelegene Kapelle der heiligen Sofia besuchen.
Petra und ich entschieden uns für den Besuch der Kapelle auf dem Felsen. 200 Höhenmeter durch eine Schlucht und ein verlassenes Dorf
mit Blick über die Bucht klang verlockend und wir wurden nicht enttäuscht.
Die Italiener gingen ebenfalls hoch und Sabine und Ralf blieben am Strand.
Aufgrund von vielen Fotos und dem genaueren Hinsehen in Argos überboten wir die angesetzte Zeit
wahrnehmbar, füllten unsere Trinkflaschen in der Regenwasserzisterne der Kapelle auf, genossen die Aussicht
und stiegen wieder in die Bucht hinab.
Gerade rechtzeitig, denn man hatte uns Salat und Bifteki übriggelassen und auch das Alfa aus der Büchse
zischte erfrischend die Kehle hinunter.
Nikos fragte in die Runde, wer gerne in eine Höhle schwimmen und bis zum Grund sehen wolle.
Keiner außer Petra und mir wollte und so sprangen wir zu dritt vom Boot direkt ins Wasser.
Wir schwammen entlang der Felsen und schließlich führte Nikos uns beide in einen Höhlengang.
Dort zwängten wir uns über spitze Steine, durch Steinspalten und knöchelhohes Wasser hindurch
in den Innenraum, von welchem wir wieder nach draußen schwammen.
Leider habe ich keine Unterwasserausrüstung für mein Fotoequipment denn diese unfassbaren Bilder
sehe ich jetzt noch vor mir und sie wären das ein oder andere Foto wert gewesen.
Klarer Blick zum tiefsamtblauen Grund in ruhigem, fast andächtig stillem Wasser.
Unvergesslich für uns beide.
Anschließend fuhren wir weiter Richtung Alimounta Beach wo wir
nochmals schnorchelten und ein wenig umhergingen.
Schließlich noch eine kleine Nikos-Anekdote zum Abschluss:
Alle waren ausgestiegen und zum Strand gegangen, ich schnorchelte um das Boot herum.
Ich bemerkte, dass Nikos Flossen anzog, mit Taucherbrille und Harpune und samt Poloshirt langsam
an der Leiter ins Wasser kletterte. Er sagte, dass er fischen ginge.
Er würde das lieben, käme aber so selten dazu.
Keine Viertelstunde später tauchte er wieder auf und kletterte wieder an Board.
Neugierig geworden folgte ich ihm und sah im schließlich dabei zu, wie er zwei mittelgroße Fische
in einem Eimer im Heck des Bootes ausnahm und säuberte.
Nach der Rückkehr nach Diafani empfahl er uns doch am Abend in der Taverne Ble Kipos, also
blauer Garten in Olymbos zu essen. Ein Verwandter von ihm mit Namen Nikos (welch Überraschung) würde sie betreiben.
Das taten wir dann auch.
Nach einer Dusche liefen wir dort ein und mitten während unseres sehr leckeren Mals
(Stifado, Makarounes mit Zimt und Rosinen, Dolmadakia, frittierte Auberginen, Fava, Salat und die obligatorische Karpousi als Final -
alles lecker) erschien Kapitän Nikos mit den von ihm frisch gefangenen Fischen und gab diese in die Küche.
Wir blieben lange (Rakki in kleinen Fläschchen wurde zum Wasser gereicht und aufs Haus nachgefüllt), schauten
mit den Familien der beiden Nikos' alte Filmaufnahmen über Karpathos aus den 70er und 80er Jahren - per Beamer an die Wand geworfen.
Auch die Festlandgriechin Efthimia, die von Juni bis Oktober in Olymbos arbeitet war sehr freundlich und hat Eindruck hinterlassen.
Wir trafen sie noch mehrmals während unseres Aufenthaltes in Olymbos wieder.
Schließlich gab uns Kapitän Nikos obendrein auch noch einen seiner Fische ab.
Frisch auf dem Teller nur mit lemoni, alati und piperi zum Selberwürzen - köstlich!
Ein Weltklassetag mit passendem Ende.
Selbst der kurvenreiche, schlangenlinienförmige Heimweg, der aufgrund des erhöhten Wein- und Rakkikonsums
in Olymbos' Gässchen irgendwie mühsamer und langwieriger war als sonst, konnte daran nichts ändern.
Petra & Gerry
Fotos:
O Captain, my Captain - Nikos in Aktion beim Ablegen
Die Milch macht's - Wir durften die frische, warme Milch sogar probieren
Eindrucksvolle Formation, die Schlucht Richtung Argos
Prima Aussichten - Der Blick auf die Palatia Bucht von Agios Zacharias aus gesehen
Ein Tag am Meer - Nutze Herr Fox etwa diese Bank in Diafani als Inspirationsquelle für seinen Song?