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 Betreff des Beitrags: Auf der Lastos-Alm
BeitragVerfasst: Di 11. Aug 2009, 12:44 
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Wir waren schon eine ganze Weile auf Kárpathos, als wir eines Tages Sigrid und Alois aus Tirol nach vielen Jahren einmal wieder begegneten. Natürlich musste dieses Wiedersehen gebührend gefeiert werden.
Der Ouzo floß, die Stimmung stieg und irgendwann stieg Alois auf die Idee „Morgen gehen wir den Kali Limni hoch!“ Natürlich stimmten wir - ermutigt durch den Ouzo-Konsum – dem Vorschlag zu.
Ich war noch nie auf dem Kali Limni, denn erstens bin ich körperlich nicht fit und zweitens hat es sich für mich irgendwie bisher nicht ergeben. Das konnte Alois zwar nicht nachvollziehen, denn als Tiroler ist er ja schon in den Bergen rumgeklettert, da hat er noch an der Mutterbrust gelegen. Nein, bei Alois konnte ich weiß Gott nicht damit rechnen, dass er mein Zögern verstand.
Dafür hat Sigrid die Situation am nächsten Morgen doch richtig gedeutet und lauthals verkündet, dass sie viel lieber Thanassis beim Kochen helfen würde. Das hat mir dann die Blamage erspart, den Bergtrip abzusagen. Ja, das war doch eine tolle Idee. Die Männer würden den Kali Limni hochgehen und wenn sie wieder herunterkämen, hätten wir mit Thanassis ein leckeres Mahl gezaubert. Ja, so machen wir das.

Ist er nicht nett, unser Held?

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Thanassis ist ein absolutes Muss für viele Karpathosbesucher – ob mit oder ohne Kali Limni. Thanassis, dieses karpathiotische Urgestein lebt einsam in den Bergen; pflegt seine Gemüsegärten und seine Ziegen, kümmert sich aufmerksam um seine Gäste, kann kochen wie ein Gott und saufen wie ein Wüstenkamel.
Wer Thanassis nicht kennt, der war auch nicht auf Kárpathos – so einfach ist das (jedenfalls für mich).
Schrieb ich „lebt einsam in den Bergen“? Na ja, sooo einsam ist es bei ihm ja mittlerweile schon lange nicht mehr. Oooooooooch, wie schön war das noch bei ihm in alten Zeiten – da weiss so sicher mancher eine Geschichte zu erzählen.
Aber auch heute noch ist Thanassis und seine kleine Taverne auf der Lastos-Ebene ganz einfach ein Erlebnis der ganz besonderen Art.

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So gegen 9 Uhr kamen wir dann also bei unserem Sternekoch in den etwas höheren karpathiotischen Gefilden an. Wir waren aber dort nicht die ersten; nein, vor uns stieg gerade eine Gruppe älterer Leute auf den Kali Limni. So dachten wir jedenfalls und mir viel schon die Kinnlade runter. Waaas? Diese älteren Herrschaften wollen auf den Berg, vor dem ich so ein’ Schiss hatte? Mein Freund grinste schon übers ganze Gesicht und wollte sich schon über mich lustig machen, als wir dann aber sahen, dass die Gruppe einen anderen Weg eingeschlagen hatte.

Und dann waren auch unsere Männer schnell auf dem Weg und stürmten dem Gipfel entgegen und wieder zurück.

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Sigrid und ich, wir machten es uns erst einmal mit Thanassis und einem Kaffee gemütlich. Die kleine Flasche seines ganz speziellen Wassers stand auch schon auf dem Tisch und ich kann mich nicht mehr so ganz genau erinnern, aber das Gefühl war ein gemütlich-wohliges bis – ja bis Sigrid die frisch geschlachtete Ziege hinter uns im Baum hängen sah.

Das ist die besagte Flasche mit dem besonderen Wasser von Thanassis

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Ach ja, wir wollten Thanassis ja helfen. Das taten wir dann auch – rührten in seiner Küche mal hier im Topf und mal da, probierten hier mal was und probierten da mal was. „Halt, Thanassis, hier muss noch was rein in den Tzatziki“ und er kam mit dem Ölkännchen und goß noch einen kräftigen Schuss Olivenöl in die köstlich cremige Tzatzikimasse.
Mittlerweile waren noch einige andere Gäste gekommen, die nun mit den Kameras im Anschlag unser Treiben nicht nur amüsiert beobachteten, sondern auch noch fotografisch festhielten. Es war ganz einfach ein köstlicher Vormittag.

Hier kann man es sich wirklich gut gehen und sich vom Hausherrn verwöhnen lassen.

Da ja – wie wir meinten – unser Tagwerk getan war und noch Zeit blieb, bis unsere Bergwanderer hungrig zurückkehren wollten, genehmigten wir uns noch einen kleinen Spaziergang. Allerdings haben wir nicht so auf die Zeit geachtet und als wir wieder an der Alm ankamen, da saßen doch unsere Herren schon genüsslich bei Bier und Raki.
Thanassis lief mit seiner Rakiflasche von Tisch zu Tisch und seine tüchtige Anna hatte alle Hände voll zu tun, das Essen auf die Tische zu bringen.normal_lastos-05.jpg
Wer einmal bei Thanassis gegessen hat, der weiß, dass es mit dem Leeren der Teller noch lange nicht zu Ende ist.

Vor diesem köstlichen Mahl verstummt selbst Kassandra

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Die Herren der Schöpfung kamen so richtig in Stimmung und ich wurde müde. Auch der starke Kaffee machte mich nicht munter und ich war schon fast so weit, mich hinter die blaue Türe zu verziehen und ein kleines Nickerchen zu halten, als mir eine andere Idee kam.
„Sigrid, was hältst du davon, wenn wir beide über die Ostküste nach Volada laufen. Die Männer können uns da unten dann ja aufgabeln.“ Sigrid war gern damit einverstanden, denn mittlerweile wurde es für uns beide da oben auch ein wenig langweilig.
Gesagt, getan, wir packten unsere Ränzlein und unser Wasser und stiefelten los.
„Kassandra, kennst du auch den Weg?“ fragte Sigrid hin und wieder und ich meinte „natürlich kenn ich den Weg, bin ihn ja schließlich schon einmal gegangen.“ So ganz sicher war ich mir allerdings nicht, doch der Weg ist mittlerweile ganz gut ausgeschildert.
Es war eine schöne Wanderung bei den wunderbaren Lichtverhältnissen des späten Nachmittags.

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Ob unsere Männer auch pünktlich nach Volada kommen? So dachten wir, als wir die letzten Meter hinunter ins Dorf liefen.
Ja, sie kamen pünktlich. Doch was war mit ihnen passiert?
Sie waren nicht mehr dieselben, die sie waren, als wir sie verließen.
Vor allem konnten wir nicht so ganz verstehen, was sie uns erzählen wollten. Sie erzählten uns da Geschichten von engelgleichen Wesen, die in Himmelswagen mit wehenden Gewändern und high heels auf die Lastos-Alm gekommen waren, um die Menschen dort zu erfreuen.
SO hatte ich meinen Freund noch nie gesehen – was war nur mit ihm passiert?
Zu Hause angekommen, war er kaum noch ansprechbar, er legte sich in voller Montur aufs Bett und schlief tief und fest ein.
Das, das also ist mein Bezwinger des Kali Limni; ging es mir durch den Kopf und ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Doch dann sah ich den Zettel auf dem Boden liegen. Was ist das denn, dachte ich und hob ihn auf.
Außer einer Zahl stand da nichts drauf, doch die Zahl war nicht niedrig. 100 stand da auf dem Zettel, 100 € in einer Handschrift, die mir fremd war und ich hatte nur noch Fragezeichen in den Augen.
Haben wir wirklich für 100 Euro dort oben gegessen? Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Mein Freund konnte sich später nicht mehr so genau erinnern und ob Sigrid mehr Informationen aus ihrem Mann herausbekommen hat, das habe ich auch nie erfahren.

Aber ganz sicher ist: Unsere beiden Männer haben den Kali Limni bezwungen und ich immer noch nicht.

Kleine Anmerkung:
Sigrid heißt natürlich nicht Sigrid und Alois nicht Alois, aber aus Tirol kamen sie schon. Doch die beiden, die dieses Abenteuer miterlebten, die werden sich ganz sicher schmunzelnd an diese Begebenheit erinnern.

Kassandra hofft, noch viele schöne Abenteuer auf Kárpathos zu erleben.

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 Betreff des Beitrags: Re: Auf der Lastos-Alm
BeitragVerfasst: Di 11. Aug 2009, 15:22 
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Hi Kassandra,

wirklich toller Bericht der Besteigung/Nichtbesteigung des Kali Limni. Schön zu lesen!
Auch ich hatte zuerst Bammel, diesen besagten Berg zu besteigen. Aber mit richtigen Schuhen und langen Hosen zum Schutz gegen dieses Phrygana-Gestrüpp gelang es auch mir und ich war glücklich, es geschafft zu haben.
Natürlich hattet ihr bei Thanassis ebenso viel Spaß wie die Wanderer.
Vielleicht klappt es beim nächsten Karpathos-Urlaub. Dann bleiben die Männer unten und die Damen nehmen die Besteigung vor.

LG achata,
die, die den Kali Limni bestieg.


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 Betreff des Beitrags: Re: Auf der Lastos-Alm
BeitragVerfasst: Di 11. Aug 2009, 17:03 
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Zitat:
Dann bleiben die Männer unten und die Damen nehmen die Besteigung vor.


:ÖÖÖ:

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 Betreff des Beitrags: Re: Auf der Lastos-Alm
BeitragVerfasst: Di 11. Aug 2009, 19:48 
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Mai 2009, neu in den Bergen:

Thanassis neues Outfit:
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"Agios Nikolaos", jetzt mit Glockenturm:
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VlG Karl Bild


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