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 Betreff des Beitrags: Nach Saisonende in Ádhia
BeitragVerfasst: Fr 13. Nov 2009, 14:21 
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Registriert: Do 25. Jun 2009, 12:07
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Es ist nur ein relativ kurzer Ausflug von Arkássa aus. Ich will meinen Mitreisenden einmal das Reich von Níkos Papanikoláou zeigen, der wohl in Pilés geboren wurde, väterlicherseits jedoch Wurzeln in Ólimbo hat - was sich immer noch in seiner Küche und seinem köstlichen Steinbackofen-Brotangebot niederschlägt.

Die kurvenreiche Westküstenstraße führt uns vorbei am Abzweig nach Pilés und kurz darauf auch jenem zum neuen Standort des Lokals "Under the Trees", das von der Ágios-Geórgios-Bucht nun ein paar Kilometer nordwärts verpflanzt wurde. Wenn das Essen dort so üppig wie früher und vor allem der (kretische) Weißwein so köstlich wie seit eh und je gewohnt ist, werde ich bei meiner nächsten Reise auf die Insel liebend gern dorthin exkursieren.

Kurz vor dem bewaldeten Anstieg über die Serpentinen Richtung Lefkós biegen wir bei dem großen Schild "Pine Tree Restaurant" das kurze Wegstück links ab, fahren an den "Sunset Studios" vorbei und schlüpfen schließlich durch die Toreinfahrt in die Gefilde des größten Bananenpflanzers der Insel.

Eine angenehme Erinnerung kommt in mir auf an die wenigen Tage, die ich im Juni 2006 in Zimmer Nr. 3 in dem abgesonderten Bau vor dem Garten verbracht, an die Wäsche, die ich an den langen Dornen des Zierbusches auf meinem Balkon zum Trocknen aufgespießt habe, die Kilo von abgefallenen roten Blütenblättern in der Balkonecke, an die nette Bekanntschaft mit dem älteren Münchner Paar, das im Zimmer nebenan logierte (und die lange Wanderung von Lástos nach Spóa absolvierte, nach 1 Ü dort oben bei Thanássi) - der Ehemann ein überzeugter Athos-Liebhaber, dessen wunderbaren, in der Pause mit kulinarischen Schlemmereien angereicherten Athos-Vortrag ich später in München miterleben durfte.

Wir parken neben dem Haupthaus mit der Taverne und noch einigen Studios darüber, direkt neben den beiden Steinbacköfen.
Keine Menschenseele zu sehen, diesen 23. Oktober.

Auf der Terrasse nur mehr ein paar wenige Tische, einer davon garniert mit benutztem Geschirr, Granatäpfelschalen, einem halb geleerten Frappé, einem Feuerzeug, irgendeinem langen Messer. Das Motorboot ist auf dem Westende der Gastterrasse abgestellt. Alles mögliche Zeugs stapelt sich daneben und dahinter. Schließlich, auf dem Weg zu den Toiletten hinter dem Haus, die offenen Werkzeugregale an der Hauswand, ein leichtes bis mittleres Chaos.
Drinnen im Thekenbereich und rechts anschließenden, zur Theke hin völlig offenen und unvermauerten (nennen wir es einmal:) Wohnzimmer regt sich auch nichts. Es ist aber nicht abgesperrt, und so dringen wir ein und rufen nach Níko - keine Antwort.

Bei jedem Schritt, den wir tun, kleben wir fest am Fußboden. Offensichtlich sind die ausländischen Hilfskräfte längst abgereist, doch auch jetzt wären eine Albéna und ihr ebenfalls bulgarischer Mann ein wahrer Segen für das Haus. Als sie da waren, herrschten andere Zustände, war alles ziemlich sauber.
Das Wohnzimmer scheint nun zum Schlafraum ausgeweitet - ich erinnere mich gut an das Fußball-WM-Spiel, das ich zusammen mit anderen Juni-Gästen damals auf Nikos' jetziger Schlafstätte (seinerzeit eine Sitzgelegenheit) mitverfolgt hatte. Die Azzurri siegten gegen Tschechien, und das anwesende junge italienische Paar ist schier ausgeflippt.

So anders erscheint uns dies alles nun, da niemand mehr zu Gast ist, der alte Mann sich selbst überlassen. Mit Sicherheit wird das kommende Saison wieder gepflegter aussehen.

So schaun wir von oben runter auf den Garten zur Linken. Viel ist gerade aufgegraben, es soll wohl Neues angepflanzt werden, insbesondere neue banánes. Sieht gerade nicht so idyllisch aus, wie man es ansonsten gewohnt ist.

Auf einmal nähert sich ein Auto, hält an, und hier ist er schon, der Níkos in Begleitung eines älteren griechischen Paares, das ihn hergebracht hat. Immer noch schlank ist er, keine Spur von Speckansatz.
Er zeigt ihnen etwas im Garten, kommt später zu uns, erkennt mich wieder.
Albéna und ihr Mann seien schon vor drei langen Jahren weggegangen, erfahre ich von ihm. Wir bestellen was zu trinken, und Níkos bringt uns vier oder fünf Granatäpfel dazu, die wir zumindest mitnehmen sollten. Ach, immer wieder Granatäpfel! - wir kriegen sie diesen Oktober wirklich ÜBERALL geschenkt, es ist eben ihre Erntezeit. Wird allmählich zu viel, obwohl ich sie durchaus mag, nur komm ich mit dem Essen nicht mehr mit, exportiere zum Schluss einige nach Jermanía. War dennoch eine nette Geste von Níkos.

Weil der Ort gerade leider nicht sonderlich sauber auf uns wirkt und ich inzwischen ziemlich betroffen dasitze, fragen wir lieber nicht nach weiterem Essen und verabschieden uns zügig.
Es ist doch besser, an gewissen Plätzen lieber während der Touristensaison aufzutauchen, um sie dann voll auskosten zu können. Ádhia ist auch so einer.


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 Betreff des Beitrags: Re: Nach Saisonende in Ádhia
BeitragVerfasst: Mo 16. Nov 2009, 10:30 
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Martin, ich danke Dir auch für diesen Beitrag. Die anschließende Diskussion habe ich in "Nur ein bisschen Smalltalk" verschoben.

Gruß

Franz

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 Betreff des Beitrags: Re: PS: Nach Saisonende in Ádhia
BeitragVerfasst: Mo 16. Nov 2009, 11:01 
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Registriert: Do 25. Jun 2009, 12:07
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Eines hab ich vergessen zu erwähnen: Die Taverne von Níko in Ádhia war zum Zeitpunkt unseres Besuches bereits definitiv geschlossen. Auch von den Zimmern war keines mehr bewohnt. Níkos hätte uns vielleicht als Privatbesuchern noch irgendein Essen (Omelett?) gezaubert, hatte sich ansonsten aber ganz offensichtlich bereits auf den touristenfreien Winter eingestellt.

Das erwähne ich deshalb, weil ich dem alten Mann, der mich während meines mehrtägigen Aufenthaltes bei ihm auf seine ruhige Art stets sehr zuvorkommend behandelt und mit allen möglichen Gartenfrüchten überreichlich beschenkt hat, mit meinen Andeutungen zur Situation nach Saisonende bestimmt nicht schaden möchte.

Gruß
Martin


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 Betreff des Beitrags: Re: PS: Nach Saisonende in Ádhia
BeitragVerfasst: Mo 16. Nov 2009, 11:56 
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Beiträge: 900
MartinPUC hat geschrieben:
Das erwähne ich deshalb, weil ich dem alten Mann, der mich während meines mehrtägigen Aufenthaltes bei ihm auf seine ruhige Art stets sehr zuvorkommend behandelt und mit allen möglichen Gartenfrüchten überreichlich beschenkt hat, mit meinen Andeutungen zur Situation nach Saisonende bestimmt nicht schaden möchte.


Tja, Martin, das kann aber halt passieren, und deshalb sollte man etwas zurückhaltender sein und überlegen was man wie schreibt. (Ich vermute mal, du würdest z.B. hier auch äußerst ungern deinen Vor- und Nachnamen lesen, oder? Frei recherchierbar bei Google und Co...)

Denn wir hoffen ja alle, dass dieses Forum lange leben möge und das, was hier steht, lange stehen möge...

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Grüßle,
Sirtos


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 Betreff des Beitrags: Re: Nach Saisonende in Ádhia
BeitragVerfasst: Mo 16. Nov 2009, 12:56 
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Registriert: Do 25. Jun 2009, 12:07
Beiträge: 153
Ja, es ist schon was dran an dem, was Du sagst, Sirtós. Ich verspreche Besserung.

Gruß
Martin


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 Betreff des Beitrags: Re: Nach Saisonende in Ádhia
BeitragVerfasst: Mo 16. Nov 2009, 16:34 
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Registriert: Do 8. Jan 2009, 19:32
Beiträge: 1882
Wohnort: Gmunden am Traunsee
Als Ergänzung zu diesem Thema hier noch ein Link:

http://www.karpathos.at/html/htm/nicos.htm

Insbesondere die hübschen Fotos finde ich sehenswert.

Franz

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