Hallo zusammen,
ich habe mal diesen Bericht auf Empfehlung von Steffi aus dem Forum „Inselgespräche“ hierhin übernommen. Der passt wirklich besser hierhin, unter „Erlebnisberichte von Karpathos“.
Das ursprüngliche Stichwort war „Amopi vor 30 Jahren“. Ich hab das jetzt mal erweitert: „Karpathos vor 30 Jahren“. Denn wir waren tatsächlich 1980 auf Karpathos. Und auch in Amopi. Also vor ziemlich genau 30 Jahren!
- Hm, dabei ich stelle grade mit Entsetzen fest, dass ich doch schon ein ziemlich alter Knochen bin –
Aber wie sind wir überhaupt nach Karpathos gekommen? Das möchte ich euch erzählen.
Mit einem befreundeten Paar hatten wir ausgeheckt, dass es diesmal nicht Frankreich oder Skandinavien oder ... sein sollte, sondern Griechenland.
Das vorweg genommen: Lange Jahre blieb unser Hauptreiseziel dann auch Griechenland. Und zwar die Inselwelt.
Aber zurück. Griechenland war entschieden; klar, eine Insel musste es sein, oder mehrere. Aber welche?
Damals gab es noch kein Internet, in dem man sich seine Infos einfach mal zusammen-googelt.
Und Reiseführer? Baedecker, Polyglott, ...: Kirchen, Kunstwerke, Kultur, Museen, ... Oh je.
Aber da gab es doch tatsächlich etwas, was unseren Informations-Bedarf deutlich besser traf: Velbinger.
Ich hab diese alte Schwarte (1978/79) noch, hab sie grade mal rausgekramt, sie liegt jetzt vor mir: 4 1/2 Seiten Karpathos.
Zitat zu Lefkos:
"3 schöne Badebuchten an der kleinen Landzunge. Tipp für Leute, die Einsamkeit suchen, nur ein paar Fischerhäuser und ein kleines Kafenion.
Familie Kaliopy vermietet Zimmer: ca. 5 DM im 3-Bettzimmer.
Nur zu Fuß vom Dorf Mesohori zu erreichen. Vielleicht nimmt dich ein Auto mit."
Das treibt einem das Wasser in die Augen. Schnief.
So wurde Karpathos unser gemeinsames Ziel. Aber: Terminlich passten wir nicht genau übereinander. Unsere Freunde fuhren eher los als wir.
Und wollten zuerst auf eine andere Insel. Welche weiß ich nicht mehr.
Wir wollten uns dann auf Karpathos treffen. Wo? Na ja, irgendwo im Hauptort, Pigadia hiess der. Und wann? Das hing natürlich davon ab, wann wir beiden Nachzügler dort eintreffen konnten. Wir hatten einen Flug nach Athen und von dort einen innergriechischen Flug nach Rhodos und von dort weiter mit dem kleinen Inselflugzeug nach Karpathos. Das ließ sich alles an einem Tag bewältigen. Super. Insofern war der Tag X fixiert.
Da aber völlig unklar war, ob unsere Freunde genauso gut dorthin kamen (Fährpläne im Internet? Gabs nicht), haben wir eine Toleranzzeit von ca. 4 Tagen ab Tag X verabredet, in der wir versuchen wollten, uns gegenseitig in Pigadia aufzuspüren.
Handys gabs ja nicht. Und danach, nach den 4 Tagen? Na ja, dann konnte jeder selbst entscheiden, wie es weitergeht; man kann ja nicht ewig nur warten.
Es kam der Tag der Abreise. Der Flug von Düsseldorf nach Athen verlief reibungslos. Aber als wir so über Athen kreisten, kam die Info aus dem Cockpit:
Die Griechen, speziell das Flugpersonal, streiken; heute geht wohl kein innergriechischer Flug raus. Oh ha! Was nun? Aber wir haben ja eine Reserve von 4 Tagen.
Wir haben dann mal versucht, festzustellen, wie lange wohl der Streik dauern werde. Aber dazu gab es keine befriedigenden Aussagen.
Kurze, schnelle Entscheidung: Es gibt ja noch Fähren, versuchen wir es mal damit.
Gesagt, getan, ab nach Piräus.
Und dort half uns ein Tipp, den wir schon vor der Reise von einem Kenner der Szene erhalten hatten: Wenn dir ein Grieche eine Auskunft gibt, dann hinterfrage die am besten beim Nächsten; wenn mehrere Auskünfte übereinstimmen, dann kann man damit rechnen, dass die Auskunft gut ist. In Piräus angekommen, versuchten wir uns anhand der aushängenden Infos schlau zu machen.
Funktionierte aber nicht so richtig; wir mussten erst mal lernen, was wo wann aushing und was das alles überhaupt zu bedeuten hatte.
Na gut, man kann ja fragen. Also fragten wir einen kompetent aussehenden Mann, ob denn heute eine Fähre nach Rhodos ausliefe.
Konkrete Antwort: Nein, heute nicht. Wann denn? Vielleicht morgen; oder übermorgen; aber dann am nächsten Tag bestimmt.
Wir setzen uns dann irgendwo in den Schatten, um zu beraten. Und dann lief ich noch ein paar Schritte auf eine Fähre zu, die scheinbar in Kürze auslaufen würde. Dort fragte ich noch mal, ob jemand wisse, wann denn die nächste Fähre nach Rhodos ginge. Ja, meinte man, ich stände direkt davor, in 10 Minuten gings los. Und wo gibts Tickets? Hier bei mir. Was ein Glücksgefühl. Zurück, Gepäck geschnappt, zur Fähre, Tickets gelöst, auf die Fähre, fast direkt hinter uns wurde die Klappe zugemacht, aufs (überfüllte) Deck. Uff, wir waren erst mal unterwegs.
Auf dem Deck war es proppe-voll. Nur so nach und nach konnten wir uns etwas Platz schaffen, um nicht nur immer zu stehen.
Zur Nacht hin schafften wir es tatsächlich, uns einen Platz für unsere Iso-Matten zu sichern. Und dann die erste Nacht unter freiem griechischem Himmel; die Sterne über uns. Traumhaft.
Kos liefen wir am frühen Morgen an und dann ging es weiter bis Rhodos. Nun kam die nächste spannende Frage: Wie und wann kommen wir denn von Rhodos nach Karpathos?
Die Ablegestelle war schnell gefunden. Man stelle sich unser Gefühl vor, als wir erfuhren, dass noch am späten Nachmittag die Fähre nach Karpathos abgeht. Super, wieder Glück gehabt.
Nachdem wir uns Rhodos-Town ein wenig angesehen hatten, gings dann nachmittags auf die Fähre.
Die war deutlich weniger belegt als die vorherige.
Aber Abfahrt am späten Nachmittag heißt Ankunft mitten in der Nacht.
Als wir in Pigadia einliefen, brannte kaum noch ein Licht.
Was tun? Wie finden wir jetzt eine Unterkunft?
Hm, mit uns stieg eine holländische Familie aus, Vater, Mutter, fünf Kinder, wie die Orgelpfeifen.
Alle mit Rucksack. Die sahen sehr erfahren aus. Da hängen wir uns einfach mal dran. Mal sehn, wo die hingehen.
Tja, und was machen die? Die laufen einfach durch die Stadt und aus der Stadt hinaus. Aber sie schienen zu wissen, wo sie hin wollten. Also hinterher. Und auf einmal schlug sich diese family in die Büsche. Dahinter hörte man das Meer plätschern. Ja, das war genau das Richtige. Wir gingen noch ein Stück weiter und richteten uns dann auf dem Strand ein.
Isomatte raus, Schlafsack drauf, Wasser hatten wir auch noch. Die nächste Nacht unter freiem Himmel.
Und das hier war noch mal um Längen besser als auf dem Schiffs-Deck.
Am nächsten Morgen: Die Holländer lagen vielleicht 200 m weiter. Und was tut man am Meer? Baden! Klar, erst mal rein ins schöne Nass. Und nun musste es etwas zwischen die Zähne geben. Also auf nach Pigadia.
Super, wir waren noch innerhalb unserer Toleranzzeit eingetroffen. Es war zwar nie daran gedacht worden, dass ausgerechnet wir beide die brauchen, aber wir wollten hoffen, dass unsere Freunde diesen Zeitpuffer auch für uns einhielten und nicht schon verschwunden waren.
Und was passiert? Am gleichen Vormittag treffen wir uns! Die Beiden waren auch erst am Tag zuvor eingetroffen!
Als wenn das so geplant worden wäre. Ist das ein Zufall! Ab jetzt konnten und wollten wir vieles gemeinsam unternehmen.
Zu Laki, Ampoi und Pigadia 1980 hab ich mal eine kleine Bildauswahl zusammengestellt:
http://www.karpathos-online.de/thumbnails.php?album=60Fortsetzung folgt.
Viele Grüße
Walter