Wie schon länger angedacht machten wir dieser Tage einen Kurzbesuch auf der Nachbarinsel Kassos. Derzeit ist die Bootsverbindung zwischen Finiki und Phry eingestellt - Subventionskürzungen, wohin man schaut. Egal, es gibt ja noch die gute alte Prevelis. Also nach Pigadia - Tickets besorgt (9€/Person/Richtung) und rauf auf das Oberdeck. Der nicht mehr ganz taufrische Kasten legt mit 20 Minuten Verspätung ab, es waren eine Menge PKW und LKW bzw. Sattelauflieger zu verladen. Eine hübsche Seefahrt vorbei an Amoopi und der Südküste, dann sind wir schon nahe an unserer Zielinsel. Nach gut eineinhalb Stunden legt das Schiff an.
Phry sieht aus der Nähe doch deutlich kleiner aus als man nächtens in Arkassa meint. Das liegt wohl an der intensiven Hafen- und Straßenbeleuchtung, die aus der Ferne recht eindrucksvoll wirkt. Niemand da, der uns ein Quartier vermitteln will - ok, im MM-Führer sind einige Hotels angeführt, wir versuchen es mal beim Hotel Fantasie, das von der Lage her (etwas oberhalb des Ortes) einen netten Eindruck macht. Der Besitzer ist nicht da, ein dort wohnender Grieche ruft ihn aber bereitwillig an. Der Besitzer verspricht, in 10 Minuten da zu sein, aber man weiß ja, was das in Griechenland bedeutet. Also stellen wir uns auf eine halbe Stunde Wartezeit ein, womit wir dann ganz gut liegen, nach etwa 25 Minuten ist sein Neffe da. Das Zimmer ist einfach, aber sauber und in den Details überraschend gut durchdacht - sogar ein Mückenstecker mit Plättchen ist vorhanden. Der Neffe überläßt uns noch einen Meldezettel, den wir aus steuerlichen Gründen unbedingt ausfüllen sollen - hoppla, was ist denn hier passiert? Griechenland ist nicht mehr das, was es war ...
Na dann - mal das Zimmer bezogen und auf eine Runde in die "Stadt". Der erste Eindruck, dass es hier keine Häuserruinen gäbe, hält einer genaueren Betrachtung nicht stand, aber in Summe ist es hier doch recht gepflegt. Nichtgriechische Touristen gibt es kaum, nur auf ein Paar aus der Schweiz, das wir vorher schon auf der Fähre gesehen hatten, stoßen wir. Die Menschen hier erleben wir sehr zugewandt und freundlich, mehr fast noch als auf Karpathos. Die meisten Geschäfte und Lokale liegen nahe um den Hafen herum, sonst ist es weitgehend Wohngegend, nur die Schule und eine Arztpraxis sind etwas weiter draußen. Eine Runde durch die nahen Dörfer Arvanitochori und Panaghia drehen wir noch, ersteres ist eher landwirtschaftlich, das andere bessere Wohngegend. Wir bewundern die sechs zusammengebauten Kapellen, an deren Türen sich die Namensschilder der Heiligen befinden, denen sie geweiht sind, dann lassen wir den Tag in einer kleinen Taverne mit gutem griechischen Essen und Wein mit den zwei Schweizern ausklingen.
Am nächsten Tag machen wir uns wie im MM-Führer beschrieben (Wanderung 23) zur Gipfelkapelle Aghia Kiriaki auf. Das Dorf Poli liegt auf dem Weg, ist halt auch eine landwirtschaftliche Siedlung ohne besondere Höhepunkte, aber hübsch gelegen:
Der beschriebene Weg bzw. die GPS-Aufzeichnung des MM-Verlags führen halt durchwegs auf der Teerstraße hoch, aber es gibt praktisch keinen Verkehr (den ganzen Tag ist uns oberhalb von Poli nur ein einziges Auto begegnet), dafür blüht es üppig wie schon auf Karpathos:
Von Aghia Kiriaki gibt es wie zu erwarten einen traumhaften Ausblick auf die Dörfer und einen großen Teil der Insel, es war die Anstrengung auf alle Fälle wert, hier Phry:
Der Tag ist noch lang, also beschließen wir, noch auf den Bergrücken Richtung Aghios Mammas ganz hinaufzulaufen, um auf die Südseite der Insel hinabsehen zu können. Dort stellen wir fest, dass wir gar nicht mehr weit bis zu dem klosterähnlichen Gebäudekomplex haben, also marschieren wir dort auch noch hin. Es erwartet uns eine hübsche sehenswerte Kreuzkuppelkirche mit einem schönen Boden aus Kieselsteinmosaik, und auch sonst wirkt sie anheimelnd und wir bereuen es nicht, dieses Stück noch gegangen zu sein.
Beim Rückweg auf der Straße stellen wir fest, dass es einen wahrscheinlich begehbaren alten Weg durch die Felder von Poli gäbe - wir nehmen uns vor, den beim nächsten Mal versuchen zu erkunden. Der Einstieg unten bei der Ortschaft ist kaum zu sehen, wenn man sich nicht vorher von oben orientiert hat. Den muss man einfach wissen, sonst ist man chancenlos. Abwärts probieren wir es jetzt durch das Dorf, was auch gut klappt, auch das ist wesentlich schöner als auf der Straße.
Wieder zurück halten wir erst mal Siesta - Straßenwandern ist doch recht ermüdend. Den Abend verbringen wir noch einmal bei griechischer Küche mit den beiden Schweizern. Die Prevelis schippert uns morgens um 7:50h wieder Richtung Karpathos - ich glaube, wir werden wiederkommen ...
Gruß Franz