Nun sind wir diesen Weg in einem zweiten Anlauf zu Ende gegangen. Doch erst mal die notwendigen Hinweise für die, die es nachmachen wollen:
Dieser Weg ist alles Andere als einfach, es ist ein anspruchsvoller Gebirgsweg, gespickt mit allerlei Herausforderungen. Wer dort wandern will, muss sich darüber im Klaren sein, worauf er sich einlässt. Es gibt sandige, rutschige Querungen, ausgesetzt an steilen Hängen, eine steile Geröllrinne, die in der Fallinie hinunterzugehen ist und Überstiege, die ausreichende Schwindelfreiheit voraussetzen. Wer nicht guten Gewissens sagen kann, solche Situationen zu beherrschen, sollte sich lieber mit einem Boot hinbringen lassen, so er dieses Ziel erreichen will. Zur Sicherheit sollte man den Weg nicht allein angehen, eine Dreiergruppe mit wenigstens einem bergerfahrenen Führer wäre im Fall einer ernsteren Verletzung optimal (dann kann einer beim Verletzten bleiben und einer Hilfe holen). Entsprechendes Schuhwerk (zumindest überknöchelhohe Leichtbergschuhe) ist unabdingbare Voraussetzung, Wanderstöcke und ein GPS-Gerät sind eine gute Hilfe.
Was Einen erwartet, kann man am Wegverlauf und am Höhenprofil schon einigermaßen ablesen:
ein ziemliches Auf und Ab, tiefe Täler sind auszugehen. Die Entfernungen sind dadurch entsprechend groß, dafür ist der Großteil des Weges eher flach, Steilstellen die Ausnahme. Der Weg ist mit blauen Punkten und Pfeilen neu markiert, im Großen und Ganzen gut, teilweise etwas lückenhaft. Auch ältere blaue und rote Punkte findet man stellenweise. Die blaue Farbe wirkt nicht sehr dauerhaft, wer weiß, wie es in einem Jahr aussieht? Teilweise hat man Bäume ausgeschnitten, dadurch ist der Weg halbwegs frei von Hindernissen.
Zitat:
Man fährt am besten von Mesochori die Straße nach Spoa hoch. Etwa 500m vor den Windmühlen von Spoa zweigt links eine Piste ab, die zum größten Teil (bis auf die allerletzte Steigung) in recht gutem Zustand und mit einem Geländeauto oder -motorrad problemlos befahrbar ist. Man hält sich bei allen Abzweigungen rechts. 3,2km ab der Hauptstraße beginnt dann der erwähnte letzte Anstieg der Piste. Ein Hochfahren lohnt sich kaum, da ab hier die Piste in einem ziemlich schlechten Zustand ist. Es sind nur mehr 400m bis zu einem neuerbauten Haus hoch, wo die Piste endet. Hier geht man dann zwischen einem kleinen Stall und einer Terrassenmauer durch, ein Stück weiter prangt rechts an einer Mauer ein deutlicher blauer Punkt. Jetzt nicht den ausgetretenen Pfad auf konstanter Höhe weitergehen, sondern schräg nach unten links zu einer Gruppe Pinien weiter, wo man dann auf weitere blaue Markierungen trifft.
Wir sind die Piste wie im obigen Zitat angesprochen diesmal mit dem Fahrzeug bis vor den letzten Anstieg gefahren - das war gut so, die restliche Gehzeit zur Bucht mit 2:20h und der Rückweg in etwa gleicher Zeit war noch lang genug. Die ersten zwei Täler ausgegangen hat man den ersten Tiefblick zum Ziel:
Auch dieses umbrandete Riff bietet einen imposanten Anblick:
Weiter geht es über Stock und Stein, ins nächste Tal hinein und auf den nächsten Rücken hinauf, wo man sich schon oberhalb der Bucht befindet:
Noch ein steilerer Abstieg durch einen Pinienwald und dann hinaus neben und in einem Bachbett, dann ist man in der Bucht. Ein Gefühl des Erfolges macht sich breit, auch wenn der Anblick von jeder Menge Plastikmüll, vielen Erdölklumpen und sonstigem Abfall der christlichen (und unchristlichen) Seefahrt einigen Verdrängungsmechanismus erfordert. Naja, die Brandung hat wenigstens einen breiten Uferstreifen feinen Sandes vom Müll befreit, Baden ist dort jedenfalls durchaus einladend.
Mal zu der halb unterirdischen Kapelle Agia Irini durch den Sand gestapft, den Blick zurück auf Mesochori blütenumrahmt genossen:
Das Innere der Kapelle wirkt geräumig, wenn auch nicht wirklich aufgeräumt, zwei blinkende rote Leuchtdioden imitieren Kerzenlicht, die Heilige Irene auf einer ganze Reihe von Ikonen dargestellt - irgendwie eine heimelige Umgebung in menschenleerer Gegend:
Noch eine Zeitlang drei Seemöwen bei ihrem gekonnten Flug zugesehen, dann geht es wieder zurück - Mesochori grüßt noch mal aus der Ferne, als wir wieder die Steilküste angehen:
Rechtschaffen müde kommen wir zu unserem Fahrzeug zurück, müssen leider über Pigadia fahren, weil der Sprit knapp ist. Der Tankwart gibt uns ein paar aufmunternde Worte mit auf den Weg, des Inhalts, dass bald wieder die Drachme und damit ein besseres Leben kommt und dass wir trotzdem Freunde bleiben werden - naja, warten wir mal ab, was tatsächlich passiert ...
Für alle, die sich trotz meiner Warnungen dieses Abenteuer nicht entgehen lassen wollen,
HIER die GPS-Aufzeichnung des Weges.
Viel Freude!
Franz