Tag 6 - Abreise auf Probe und ein unvergeßliches Auffangnetz
Orte: Olymbos, Spoa, Adia, Kapelle Agia Kiriaki, Lefkos, Kato Lefkos, Lefkos Beach, Fragkolimnionas Beach und Mesochori.
Ehe wir uns versahen, war es an der Zeit, unsere "Homebase" zu wechseln.
Unsere letzte Nacht in Olymbos war erholsam gewesen.
Aber unser Herz war schwer, ob der vielen netten Leute und
wundervollen Eindrücke, die wir nun (vorerst) zurücklassen mussten.
Check in time in Adia war um die Mittagszeit und Kathrin (eine norwegische
Frau, welche seit Jahren auf Karpathos lebt und seit kurzem die Adia Studios betreibt)
sagte uns, dass Sie nur bis 14:30 Uhr vor Ort wäre, da sie eine Ihrer Yoga-Gruppen
zum Flughafen transportieren müsse.
Wir planten unsere Abfahrt also für 12:30 Uhr und verbrachten den Vormittag
nochmals ausgiebg in Olymbos, um uns zu verabschieden und vielleicht doch noch eine
kleine Gasse zu finden, in die wir noch nicht hineingelugt hatten.
Wir erfuhren, dass man uns einvernehmlich den Spitznamen "The Crazy Germans" verliehen hatte,
und uns sprachen sogar Tavernenbesitzer an, dass Sie bereits von uns gehört hätten,
sich aber fragten, warum wir denn nie bei Ihnen mal zum Essen vorbeigekommen wären.
Wir erklärten freundlich, dass es einfach mehr Tavernen gab als potentielle Abendessen.
Aber wir kommen ja sicher irgendwann einmal hierher zurück.
Überhaupt scheint es nicht so häufig vorzukommen, dass Leute in Olymbos vorsätzlich länger
wohnen als maximal eine Nacht. Da verpasst man aber was....
Wir frühstückten wieder bei Blue Eyes im "Pantheon", einfach weil es dort unschlagbare,
frische Sachen und immer eine lustige Anekdote gab.
Jogurt mit Früchten, frischgepreßter O-Saft und Sandwisch-Toast zum letzten Mal.
Nikos erzählte uns von einem Imker, der Erika-Honig verkaufte, dass dieser besonders selten sei
und nur in kleinen Mengen verfügbar wäre. Zudem probierten wir seine selbstgemachte
Aprikosen-Marmelade. Yummy!
Anschließend besuchten wir das kleine Heimatkundemuseum der Familie Hatzivasilis.
Vor allem die Szenen aus der klassischen griechischen Mythologie und Geschichte
fanden wir imposant. Soweit möglich, erklärte uns Vasilis Nachfahrin und Betreuerin
des Museums viele Exponate auf Englisch, Griechisch, Italienisch, mit den Händen oder einer
interessanten Kombination aller genannten Möglichkeiten.
In der Hauptgasse mit den Läden kamen wir nur schleppend voran, da wir überall
hereingebeten wurden und auch die ein oder andere Kleinigkeit geschenkt bekamen.
Wir kauften Kräuter, Tee und einen geniale Tischdecke, schauten Anna aus Awlona beim
händischen Herstellen von Makkarounes zu und gingen schließlich zum vorerst letzten Mal
zurück zu unserer Unterkunft.
Wir hatten uns von Nikos' Frau einen kleinen Zettel auf Griechisch schreiben lassen,
in dem wir uns liebevoll und herzlich bei Kalliopi bedankten.
Für die wundervolle Zeit, die herzliche Art, die aufrichtige Freundlichkeit und Güte
und die vielen kleinen Backwaren und Früchte, die wir probieren durften,
was definitiv nicht Teil der "beschriebenen Leistungen" im AirBnB Profil gewesen war.
Kalliopi hatte Besuch.
Ihre Enkelin aus Pigadia, Despina und deren Freundin Maria,
beide hatten Schulferien und verbrachten diese teilweise bei der Oma in Olymbos.
Es gibt wahrlich schlechtere Orte zum Verbringen seiner Schulferien.
Beide sprachen wirklich gutes Englisch und so fiel die Verabschiedung
noch intensiver aus als erwartet.
Ausnahmslos alle petzten ein Tränchen, Cannelo, Kalliopis Hundewelpe lief mit und
verfolgte uns sogar bis zum Auto und alle waren richtig angefaßt ob des Abschiedes.
Echte Gefühle und tolle Erfahrungen.
Gedankenversunken und ein wenig wehleidig rollten wir das erst einmal letzte Mal
unsere kleine Schotterpiste herunter mit Olymbos im Rückspiegel.
Wir fütterten "unseren" Esel an der Weggabelung das letzte Mal und schließlich
waren wir dann gegen 13:00 Uhr auf dem Weg Richtung Adia.
Das einzige, was wir nicht vermissen würden, war die Tatsache, dass es in Olymbos völlig sinnfrei ist,
feuchte oder klamme Badesachen sowie verschwitzte T-Shirts auf der Leine zum Trocknen aufzuhängen,
da sie am nächsten Morgen in etwa doppelt so feucht sind wie am Abend zuvor.
Passend zu unserer Stimmung kroch eine Wolkenformation über uns Richtung Spoa hinweg und löste sich erst
wahrnehmbar kurz vor Mesochori auf. Entdeckergeist flammte auf, als wir an der berühmten Kreuzung hinter Spoa
nicht wie gewohnt links auf die östliche Küstenstraße abbogen, sondern diesmal nach rechts, die westliche Route entlang fuhren.
Wie erwartet ließ sich Karpathos auch auf dieser Seite nicht lumpen und gönnte uns imposante Aussichten.
Am Westhang des Profitas Ilias (am größten der vier auf Karpathos) vorbei, erspähte ich bei Lefkos den Kali Limni,
der, leicht wolkenverhangen, majestätisch da lag. Mit ihm hatte ich später auch noch einen Verabredung -
auch wenn er sich anfangs noch ein wenig zieren sollte.
Tja, was sollen wir sagen?
Ein besseres "Trostpflaster" für die Abreise aus Olymbos hätten wir
mit "Kathys Retreat Island", wie die ehemaligen Adia Studios nun heißen, nicht treffen können.
Dies war unser bestes, sauberstes und liebevollstes Domizil seit wir griechische Inseln besuchen.
Ohne Übertreibung.
1.) Die Lage - Einfach traumhaft, Meerblick satt und nur nebenan die "Pine Tree Taverne" (dazu später mehr)
sowie einige hundert Meter westlich die Taverne "Evdoxia" in der wir auch einmal gegessen haben.
Sonst nichts und niemand, Ruhe total und abends aufgrund fehlender Lichtverschmutzung konnte man
sogar die Ausläufer unserer Milchstraße am nächtlichen Firmament klar ausmachen.
Außerdem ein toller Blick auf die Insel Kassos.
An einem klaren Abend haben wir einmal sogar die Lichter von Phry ausmachen können - einfach wundervoll.
Zudem der Eingang zur Schlucht "Flaskia", welche zur Lastos-Alm hinaufführt, dirket vor der Einfahrt zur Anlage.
Mehr geht echt nicht!
Ein Fest für Wanderer, Individualtouristen, Ruhesuchende oder einfach jeden außer vielleicht Nightlife- oder Party-People.
2.) Zimmer und Service.
Für das Geld nahezu unglaublich.
Geräumig, sauber, mit Liebe zum Detail auf der gesamten Anlage eingerichtet,
täglich frische Handtücher und perfektes Reinemachen (Margarita ist der Hammer!), neue Klimaanlage,
Kühlschrank, großer Balkon, Klasse Frühstück, überwältigende Küche (Dina, die Köchin arbeitete jahrelang bei Nikos (schon wieder!)
Papanikolaou, dem Wirt der "Pine Tree Taverne" nebenan) und so herzliche Menschen, inklusive der Besitzerin Kathrin.
Skandinavische Kühle oder Distanz - Fehlanzeige!
Unser Fazit: Top Location in allen Belangen. Auch das etwas andere Modell/andere Zielgruppe
gefiel uns gut. Yoga Kurse für gestresste Mitteleuropäer, Freigeister aus aller Herren Länder,
interessante Gespräche am Frühstückstisch und trotzdem der griechische Flair, den wir so lieben.
Keine proletenhaften Bierbauchtouristen oder notorisch dauerlaute Italiener weit und breit - (noch) ein echter Geheimtipp.
"Retreat" also Rückzug passt total und für uns die perfekte Ausgangsbasis zum Erkunden des Westens
und Südens der Insel.
Nach dem Auspacken (endlich kam mein Koffer aus dem Auto mal in ein Zimmer) und einer Dusche
machten wir uns auf nach Lefkos/Kato Lefkos. Beide Orte (Kato Lefkos weniger als Lefkos)
sind nichts für uns - wir nutzen sie, bis auf eine Ausnahme - fortan nur als Transitlocation.
Während Lefkos ein echter Ort ist mit Einheimischen und einer Geschichte,
ist Kato Lefkos nur eine lieblos und wahllos aneinandergereihte Tourismus-Enklave entlang
eines (zugegebenermaßen wirklich schönen) Strand-Ensembles (Potali, Lefkos und Fragkolimnionas Beaches).
Ein echter Gegenentwurf zu unserer Art Urlaub zu machen - aber es soll ja für jeden was dabei sein.
Nach dem Besuch von zwei der drei Strände fuhren wir nach Mesochori zum Abendessen.
Kleine Anekdote: Als wir unseren Jimny parkten und zum ersten Strand liefen, bemerkten wir
ein Urlauber-Paar, welches auf der Terrasse einer Taverne saß und - statt miteinander zu reden
oder die Aussicht zu genießen - wie gebannt auf ihre mobilen Devices starrte (Handy und Tablet).
Als wir nach dem Entlangspazieren und Erkunden der beiden Strände gute anderthalb Stunden später auf dem Rückweg zum Auto
wieder dort vorbeikamen, hatte sich nur die Getränkesituation (Flaschen auf dem Tisch) verändert, ansonsten
saßen sie nach wie vor an jenem Tisch, starrten auf ihre mobilen Endgeräte, ohne auch nur den Kopf zu heben
oder gar miteinander zu sprechen.
Hatten sie wahrscheinlich in der Zwischenzeit ausgiebig getan
Lustig - oder auch nicht.
Schließlich Mesochori, ein schöner Ort.
Da wir richtig Hunger hatten, machten wir nur eine kleine
Ortsbesichtigung, denn uns war klar, dass wir
nicht das letzte Mal in Mesochori verweilen würden.
Wie in Olymbos gilt auch hier: Auto parken und zu Fuß reinlaufen - sehr sympathisch.
Wir kehrten bei "To Steki" ein - was wir nicht bereuten.
Der "Kathalogo" besteht aus einem tagesaktuell handgeschrieben Zettel,
der mehr oder weniger detailliert darauf hinweist, was man essen könnte.
Auf Nachfrage beim - anfangs reservierten, später auftauenden - Wirt (wir haben leider seinen
Namen vergessen) erklärte dieser uns, dass wir (wie im RF beschrieben) gerne
mitteilen könnten, was wir gerne essen würden und dieses Gericht dann am nächsten Tag auch serviert bekommen
würden - völlig unabhängig davon, was gerade auf dem handgeschriebenen Kathalogo zu finden sei.
Das fanden wir genial und orderten eine traditionelle Fischsuppe mit Zitrone und Ei und dazu Skaros, der dann
in Einzelteilen in die Suppe gepickt wird.
Für morgen Abend.
Klasse.
Am ersten Abend begnügten wir uns mit dem wundervollen Ausblick samt Sonnenuntergang und
Moussaka, Tsatsiki, Bauernsalat und Fava. Alles lecker und nett arrangiert.
Tag 6 war aufregend und emotional und machte große Lust auf Tag 7!
Bilder:
Ein letzter Blick - Olymbos wird uns fehlen.
Unser neues Domizil: Kathys Retreat Island in Adia - einfach traumhaft
Postkartenmotiv das 2571ste - Kapelle Agia Kyriaki auf halbem Weg nach Lefkos
Gerry's Lieblingsbaum - viel größer als sein Selbstgezogener zuhause auf der Terrasse
Die Sonne im... Öhrchen - hoffentlich gibt's keinen Sonnenbrand