Rund ums Mittelmeer – Mediterranes, da können wir uns also über Länder wie Frankreich, Italien, die Türkei, Spanien und natürlich noch ein paar andere sehenswerte Länder auslassen.
Dann will ich hier mal den Anfang machen, bevor auf Karpathos die Sauregurkenzeit beginnt.
Als Rentner ist man im permanenten Urlaubsmodus und wenn man 6 Monate und mehr an einem Fleckchen Erde und den Rest an einem anderen verbringt, dann gehört man gleichzeitig auch noch zur Gattung der Nomaden. Im Herbst treibt es uns in die warmen Gefilde des Südens und im Frühling locken wieder die saftigen Wiesen und Felder der Heimat.
Die Sicht der rosaroten Brille, die haben wir hier im äußersten Osten Andalusiens schon längst abgelegt und sehen nicht nur die herrliche Landschaft, den blauen Himmel und das Meer, sondern auch die Dinge, die ein normaler Urlauber vielleicht nicht sieht oder ganz einfach aus seinem Fokus ausblendet.
Wer an Andalusien denkt, vielleicht auch schon mal eine Rundreise hierher gemacht hat, der denkt sicher zunächst an Granada mit seiner herrlichen Alhambra, an Jerez und seinen Sherry, an Sevilla, feurige andalusische Pferdchen, an temperamentvollen Flamenco, die typischen Kleider, Kastagnetten und andalusische Hüte, an Jamon Iberico und last but not least an den äußerst umstrittenen Stierkampf.
Das meiste davon sucht man in unserer Ecke Andalusiens vergebens. Aber wir haben hier eine wirklich traumhafte Landschaft vulkanischen Ursprungs. Auch die Wüste Tabernas ist nur einen Steinwurf von uns entfernt. Die Gegend hier hat schon vor etwa 50 Jahren die Filmindustrie hierhergezogen. „El Cid“, „Der Schuh des Manitu“ und „Spiel mir das Lied vom Tod“ wurden hier neben vielen Italo-Western gedreht.
Heute sind es eher die Autohersteller, die gleich vor unserer Haustüre ihre Werbefilmchen (keine Leitplanken, nur wenig Stromleitungen) für ihre neuentwickelten Fahrzeuge drehen. Ja, die Landschaft hier hat schon ihren ganz besonderen und herben Reiz. Und der Regen des Dezember und Januar verwandelt dann unsere Wüste in eine herrlich blühende Landschaft. Das dürfte auf Karpathos nicht viel anders sein, denke ich. Überhaupt sind sich die Berge und die Steine schon ziemlich ähnlich – aber wirklich nur die.
Die Griechen, die Bewohner von Karpathos unterscheiden sich ganz stark von den Spaniern, den Andalusiern und den Andalusiern in unserer Ecke im Besonderen. Empfängt der Grieche uns Fremde (in der Regel) freundlich gesprächig, immer auf Kommunikation bedacht, so verhält sich der Spanier (Andalusier) Fremden gegenüber zunächst einmal äußerst zurückhaltend. Oder bin ich etwa voreingenommen, weil mir die Griechen und auch ihre Sprache eher liegen als die Spanier?
Aber der Südosten Andalusiens ist auch die Ecke, aus der fast das ganze Gemüse Europas kommt. Das ist auch wohl ein Grund, weshalb dort krasse Gegensätze besonders deutlich werden. Von einer gebirgigen Traumlandschaft wechselt es mancherorts schnell in unvorstellbar hässliche Plastikplantagengebiete, wo bei einem Sturm Unmengen von Plastik durch die Landschaft gewirbelt werden und es zeitweise zum Himmel stinkt, wenn die Plantagenbesitzer diese Planen verbrennen. Wenn wir unterwegs sind, können wir davor natürlich nicht die Augen schließen.
In der Regel sind die Menschen dieser Gegend nicht sehr begütert, aber manche (z.B. Plantagenbesitzer) haben nicht nur feudale Villen, sie verhalten sich auch wie Feudalherren. Und im krassen Gegensatz haben wir hier sehr viele Plantagenarbeiter aus dem Maghreb, Schwarzafrika, Osteuropa – vorwiegend Rumänien, die mittlerweile in bitterster Armut leben. Aufgrund der Krise sind diese Plantagenarbeiter mittlerweile großteils arbeitslos, weil die durch das Wegbrechen des Baubooms arbeitslos gewordenen Spanier die Emigranten in den Plantagen verdrängen. Arbeitslosengeld und Sozialhilfe gehen nur eine gewisse Zeit und danach kommt dann nur noch die mildtätige Gabe von engagierten Bürgern.
Und in Brüssel verhandeln sie über Bankenrettung, dafür hat hier der normale Bürger kaum Verständnis.
Zapatero hat das Handtuch geschmissen und in wenigen Wochen sind hier Neuwahlen. Seine Partei hat da so gut wie keine Chancen mehr. Ob allerdings die Partido Popular, die konservative Volkspartei, den Karren aus dem Dreck bekommt, bleibt fraglich. Da werden sich höchstens Prioritäten zu Ungunsten der ohnehin schon gebeutelten Bevölkerung verschieben. Ist hier wohl nicht viel anders als in Griechenland.
Mittlerweile kehren viele Emigranten in ihre Heimatländer zurück. So wird Spanien vom Einwanderungs- zum Auswanderungsland.
Das waren mal ein paar Beobachtungen und Gedanken zum Osten Andalusien. Werde in den nächsten Monaten immer wieder einmal versuchen, hier einen aktuellen, lustigen oder nachdenkenswerten Beitrag einzustellen.
Hasta luego
Kassandra